Aufgrund der Pandemie muss auch der Buchhandel ins Internet ausweichen.

Foto: AFP/Hollie Adams

Es ist kein Geheimnis, dass Amazons Monopolstellung im Onlinehandel auch österreichische Buchhändler ins Schwitzen bringt. Seit im März der Einzelhandel aufgrund des landesweiten Lockdowns vorübergehend schließen musste, ist der Konkurrenzkampf umso größer. Mit dem am Samstag verkündeten zweiten Lockdown, der vorerst bis Anfang Dezember dauern soll, wiederholt sich diese Ausnahmesituation und wirft die Frage auf, wie der lokale Buchhandel aus der Krise hervorkommen wird.

In den USA, und seit mittlerweile zwei Wochen auch in Großbritannien, versucht sich daher eine neue Plattform, bookshop.org, an der Unterstützung unabhängiger Buchhändler, indem sie diese in einem gemeinsamen Webshop zusammenbringt, der mit dem Versandriesen konkurrieren soll.

Großer Erfolg, schnelle Expansion

Bisher scheint die Rechnung aufzugehen, in den USA startete bookshop.org erst im Jänner dieses Jahres mit 250 teilnehmenden Buchhandlungen, nur fünf Wochen später traf die Corona-Pandemie das Land, und das Geschäft explodierte. Inzwischen nehmen in den USA über 900 Buchläden teil, was die Gründer dazu veranlasste, ihren Service bereits Anfang November mit rund 130 Teilnehmern im Vereinigten Königreich zu starten.

Shop im Shop

Das Konzept sieht vor, dass teilnehmende Geschäfte ihren persönlichen Shop einrichten können, sodass sie zum Beispiel Stammkunden Buchempfehlungen geben können, jedoch stets auf den Lagerbestand der Plattform zugreifen.

Bookshop übernimmt dabei die Verantwortung für Versand und Kundenservice. Pro verkauftem Buch wird den Händlern anschließend eine Kommission in Höhe von 30 Prozent des Verkaufspreises ausgezahlt. Die restlichen 70 Prozent gehen laut eigenen Angaben einerseits an die Verlage und dienen andererseits der Erhaltung der gebotenen Infrastruktur.

Nicht sinnvoll für den österreichischen Handel

Vertreter des österreichischen Buchhandels sind jedoch skeptisch, ob ein solches Angebot auch hierzulande sinnvoll wäre. Viel wichtiger sei die Möglichkeit, dass lokalen Buchhändlern die kontaktlose Abholung von Onlinebestellungen im Laden ermöglicht wird. Diese seien kulturelle Nahversorger, sagt Friedrich Hinterschweiger, Obmann des Fachverbands der Buch- und Medienwirtschaft. Für eine Grätzlbuchhandlung hält er den Verkauf vor Ort für unabdingbar.

Alternative statt Konkurrenz

Helmut Zechner, Vorsitzender des Österreichischen Buchhändlerverbands, hebt außerdem die Wichtigkeit hervor, sich von Großhändlern wie Amazon abzuheben. Direkt konkurrenzfähig werde man ohnehin nie sein. "Man muss die Menschen emotionalisieren, bei ihrem lokalen Buchhändler einzukaufen", so Zecher. Aus Kundensicht sehe er hingegen keinen Grund, warum man bei Bookshop anstatt bei Amazon einkaufen sollte.

Unterschiedliche Marktlage

Ein weiterer wichtiger Faktor, der Österreich von den USA und dem Vereinigten Königreich unterscheidet, ist die hiesige Buchpreisbindung, die sowohl in Österreich als auch Deutschland selbst kleinen Buchhändlern ermöglicht, konkurrenzfähig zu bleiben. Gibt es diesen Schutz nicht, wird der Konkurrenzkampf weiter verschärft.

Zusammenschlüsse österreichischer Buchhändler gibt es allerdings sehr wohl, zum Beispiel unter dem Buchmedia-Marketingverbund, der Mitgliedern Zugriff auf ein gemeinsames Warenwirtschaftssystem ermöglicht.

Unsichere Zukunft

Die letzten Skeptiker des Onlinehandels werden laut Zechner trotzdem spätestens jetzt einlenken müssen. Gegenüber Bookshop bleibt er jedoch skeptisch. Dass man mit diesem Angebot diejenigen erreichen kann, die sich schon jetzt gegen einen Onlineauftritt wehren, hält er für unwahrscheinlich. Dabei sieht er gerade diesen als notwendig, um in dieser Krise mit einem blauen Auge davonzukommen. (mick, 18.11.2020)