Linus Torvalds hat auch in Hinblick auf Prozessoren einschlägige Erfahrung: Im Jahr 2000 war er an der Entwicklung des Crusoe-Prozessors seines damaligen Arbeitgebers Transmeta beteiligt.

Foto: John G. Mabanglo / EPA / APA

Auf den ersten Blick sieht Apples neue Mac-Generation ihren Vorgängern zum Verwechseln ähnlich. Im Inneren könnte der Unterschied aber kaum größer sein: Statt der gewohnten Intel-Prozessoren kommt nun ein von Apple selbst entwickelter Chip zum Einsatz – der M1. Die damit einhergehenden Versprechen sind groß. Neben einer massiv gesteigerten Performance soll auch die Akkulaufzeit der neuen Macs irgendwo zwischen 50 und 100 Prozent länger als bei ihren Intel-Pendants sein. Ob diese Leistung – vor allem auch durchgängig – gehalten werden kann, muss sich erst zeigen, erste Benchmarks in diese Richtung fallen aber schon einmal ziemlich vielversprechend aus. Und so zieht die neue Apple-Hardware nun auch das Interesse eines prominenten Softwareentwicklers auf sich, der sonst mit ganz anderen Systemen beschäftigt ist.

Fast perfekt – aber eben nur fast

In einem Forumposting betont Linux-"Erfinder" Linus Torvalds, dass er "liebend gerne" einen der neuen Macs mit "Apple Silicon" nutzen würde. Er warte schon lange auf einen Laptop mit ARM-Prozessor. Die sonst vor allem bei Smartphones genutzte Prozessorarchitektur bildet auch die Basis der Apple-eigenen Chips. Insofern klinge das neue Macbook Air "fast perfekt" – wenn man einmal vom Betriebssystem absehe. Denn natürlich hätte der Linux-Gründer lieber, dass darauf das freie Betriebssystem läuft.

Genau das ist derzeit aber praktisch unmöglich, hat Apple sein System doch dermaßen abgesperrt, dass an eine Installation anderer Betriebssystem nicht zu denken ist. Eine Entwicklung, die nicht ganz überraschend kommt, schon seit Jahren hat Apple es Linux-Nutzern immer schwerer gemacht, Macs als Grundlage für das System zu nutzen. Insofern gibt sich denn auch Torvalds wenig hoffnungsfroh: Er habe schlicht nicht die Zeit, gegen Firmen anzukämpfen, die ganz offensichtlich nicht helfen wollen.

Ein zarter Hoffnungsschimmer

Damit könnte das Thema eigentlich schon abgeschlossen sein, hätte sich in der Folge nicht noch ein anderer Entwickler zu Wort gemeldet: Ein hinter dem iOS-Jailbreak chekra1n stehender Hacker will das Thema nämlich nicht so einfach ad acta legen – zeigt er sich doch davon überzeugt, dass sich die Sicherheitssperren von Apple sehr wohl so austricksen lassen, was den Weg für alternative Betriebssysteme auf den neuen M1-Macs freimachen würde.

Technische Details

Den ersten Schritt dafür habe Apple selbst gelegt, gibt es in der Secure-Boot-Implementation des Unternehmens doch einen "Permissive Mode", mit dem die Nutzer eigene Schlüssel einbringen können. Auf diesem Weg könnte man das System auf einen anderen Bootloader weiterleiten und dann über diesen ein alternatives System starten. Damit umgehe man auch das Problem, dass die neuen Macs nicht mit dem sonst von PCs gewohnten UEFI, sondern via iBoot booten.

Klingt noch relativ "einfach", in der Praxis ist das aber nicht einmal die halbe Miete. Immerhin weise die Apple-Hardware noch einige andere Spezifika wie einen eigenen Interrupt Controller auf. Diese Hürde hofft man zu nehmen, indem man diese Komponenten virtualisiert – was allerdings einen gewissen Performance-Overhead zur Folge hätte. Damit sollte man dann ein Linux-System auch auf den neuen ARM-Macs zum Booten bekommen. Wie ein weiterer Entwickler in der Folge betont, ist aber auch dann nur begrenzt etwas gewonnen, denn die wahre Hürde dürften die Treiber für Apples Grafikchip darstellen – diese gebe es unter Linux schlicht nicht. Und ohne diese werde es keine halbwegs brauchbare Performance geben.

Virtualisierung

Als realistische Option für all jene, die unbedingt ein Linux-System auf einem ARM-Mac laufen lassen wollen, bleibt insofern vorerst nur der Einsatz einer Virtualisierungslösung, also um über Programme wie Parallels Desktop oder VMware Fusion ein Linux-System innerhalb von Mac OS zu betreiben. Dass ist zwar durchaus eine Option – für Linux-Kernel-Entwickler aber natürlich von begrenztem Interesse.

Zumindest läuft Linux hier überhaupt, deutlich schlechter sieht es hingegen für den Windows-Einsatz aus. Immerhin verwenden die M1-Macs mit ARM eine komplett andere Prozessorarchitektur als das von Intel gewohnte x86. Damit geht auch ein anderer Befehlssatz einher, es lässt sich also nicht so einfach ein klassisches Windows in einer virtuellen Maschine auf einem Mac mit "Apple Silicon" betreiben. Theoretisch wäre so etwas über Emulation lösbar, was aber wiederum zu massiven Performance-Einbußen führt. Bei Linux ist dies einfacher, da es das freie Betriebssystem auch für ARM-Chips gibt, so verwendet etwa der Raspberry Pi diese Architektur. Eine ARM-Version von Windows gibt es zwar auch, Microsoft hat aber bereits klargestellt, dass diese nicht für die Nutzung jenseits von damit ausgelieferten Geräten angeboten werden soll. (Andreas Proschofsky, 17.11.2020)