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Drei Impfstoffhersteller sind kurz vor dem Ziel: einer Zulassung durch die Behörden.

Foto: DPA-ZENTRALBILD/MARTIN SCHUTT

Drei Impfstoffkandidaten werden aktuell vom Humanarzneimittelausschuss (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) in ihrem Rolling-Review-Verfahren beschleunigt überprüft. Dabei werden die Daten von den Behörden quasi in Echtzeit begutachtet, um schneller voranzukommen.

Und so unterscheiden sich die drei Impfstoffkandidaten:

  • BNT162b2 von Pfizer und Biontech

Hier handelt es sich um einen sogenannten mRNA-Impfstoff. Dabei werden dem Körper mit dem Impfstoff die Anweisungen verabreicht, mit denen er ein Protein produzieren kann, das einen Teilbereich des Virus imitiert. Das wird vom Immunsystem erkannt, es reagiert und bildet Antikörper. Taucht das echte Coronavirus auf, ist das Abwehrsystem gerüstet und kann eine Infektion verhindern. mRNA-Impfstoffe können schneller in großem Maßstab hergestellt werden.

Während der laufenden Phase-3-Studie mit 44.000 Probanden, von denen die Hälfte den Impfstoff erhielt und die Hälfte ein Placebo, kam es laut einem Zwischenbericht bis jetzt zu 94 Ansteckungen, die fast ausschließlich in die Placebogruppe fielen. Die Hersteller sprechen von einer Impfstoff-Wirksamkeitsrate von über 90 Prozent.

Die Impfung besteht aus einem Zwei-Dosis-Schema. Das Präparat muss bei minus 70 Grad versendet und gelagert werden, bei normalen Kühlschranktemperaturen ist es fünf Tage lang haltbar. Der Impfstoff soll rund 17 Euro kosten.

Pfizer und Biontech rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen bereitstellen zu können, im kommenden Jahr kalkulieren sie mit bis zu 1,3 Milliarden Dosen. Die EU hat sich bis zu 300 Millionen Dosen gesichert.

  • ChAdOx1-SARS-CoV-2 von Astra Zeneca und der Universität Oxford

Der Impfstoff von Astra Zeneca beruht auf einer herkömmlichen Herstellungsweise. Es ist ein sogenannter Vektorimpfstoff und wird aus einem genetisch manipulierten Adenovirus hergestellt, das bei Schimpansen eine Erkältung verursacht. Dieses Virus wurde stark modifiziert – erstens, damit es keine Infektionen beim Menschen verursachen kann, und zweitens, damit es einem Coronavirus stärker ähnelt. Der Impfstoff soll Erbmaterial des Virus in menschliche Zellen einschleusen und das Immunsystem darauf mit der Bildung von Antikörpern reagieren.

Der Impfstoff könne laut Astra Zeneca eine Wirksamkeit von rund 90 Prozent gegen Covid-19 erreichen, wenn dieser in mehreren Dosen verabreicht wird. Es seien keine ernsten Nebenwirkungen aufgetreten, heißt es weiter. Die Wirksamkeit von rund 90 Prozent wurde erzielt, wenn der Impfstoff von Astra Zeneca als halbe Dosis gefolgt von einer vollen Dosis im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht wurde. Dass der Impfstoff überhaupt auf diese Art und Weise appliziert wurde, ist auf einen Fehler zurückzuführen, wie nun bekannt wurde.

Ein anderes Dosierungsschema zeigte eine Wirksamkeit von 62 Prozent, wenn zwei volle Dosen im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht wurden. Eine kombinierte Analyse beider Dosierungsschemata ergab eine durchschnittliche Wirksamkeit von 70 Prozent. Die Daten basieren auf einer Zwischenanalyse nach 131 Infektionen unter den Studienteilnehmern. Zuletzt wurde Kritik an den Studiendesigns von Astrazeneca laut. Die hohe Wirksamkeit von 90 Prozent könnte möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass in dieser Studiengruppe nur Probanden unter 55 Jahren vertreten waren. Der Impfstoff-Hersteller kündigte daraufhin weitere Studien an.

Der Astra-Zeneca-Impfstoff kann den Angaben zufolge bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad aufbewahrt werden und soll pro Dosis nur rund drei Euro kosten. Laut der Universität Oxford soll die Impfung dadurch für Menschen auf der ganzen Welt einsetzbar und leistbar sein. Astra Zeneca erklärte, man wolle nun Zulassungsanträge in aller Welt stellen und zudem bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Antrag auf ein Emergency Use Listing stellen, um auch Entwicklungsländer in einem beschleunigten Verfahren rasch mit dem Impfstoff beliefern zu können. Die EU hat vorab 300 Millionen Dosen des Impfstoffs bestellt.

  • mRNA-1273 von Moderna

Auch dieser Impfstoff ist ein mRNA-Impfstoff. In einer ersten Zwischenanalyse zeigte die Impfung eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent beim Schutz vor Covid-19. Die Phase-3-Studie, die 30.000 Teilnehmer umfasst, basiert auf 95 Infektionen unter den Probanden, die entweder den Impfstoff erhielten oder ein Placebo. Unter diesen traten nur fünf Infektionen bei denjenigen auf, die den Impfstoff erhielten. Dieser wurde in zwei Dosen verabreicht. Den Daten zufolge schützte der Impfstoff auch vor schweren Verläufen von Covid-19.

Der Impfstoff benötigt keine ultrakalte Lagerung und kann damit einfacher ausgeliefert werden. Moderna erwartet, dass er bei normalen Kühlschranktemperaturen 30 Tage lang stabil ist und bis zu sechs Monate bei minus 20 Grad Celsius gelagert werden kann. Der Impfstoff soll rund 28 Euro kosten.

Die EU hat mit Moderna bereits Sondierungsgespräche über den Kauf von bis zu 160 Millionen Impfdosen abgeschlossen. (bere, 18.11.2020)