Wer einen Doktortitel anstrebt, macht das Schreiben zu einem zentralen Punkt seiner Arbeit. Die eigenen Gedanken, Hypothesen und Methoden zu Papier zu bringen ermöglicht es, mit anderen im Forschungsbereich zu diskutieren und die Ergebnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen. Neben der Allgemeinheit ist der Autor oder die Autorin selbst eine wichtige Zielgruppe im Schreibprozess. Dies gilt besonders für das Anfangsstadium einer Publikation. Lose Ideen und Fragestellungen gedanklich in strukturierte Sätze zu formen schafft Klarheit. Schreiben ist also rundum eine wunderbare Sache? Nein, sagen wir.

Schreiben ist schmerzhaft. Bevor der erste Satz auf dem Papier steht, ist die neue Idee ein vielversprechender Ansatz, auf den die Community gewartet hat und der den Forschungsaufenthalt in Kalifornien möglich macht. Sobald die ersten Worte aus den Tasten fließen, realisiert man: So schlüssig wie eben noch im eigenen Kopf ist die Argumentation nicht. Viel schöner ist es, mit dem Gedanken noch ein wenig zu spielen und erst mit dem Schreiben zu beginnen, wenn er richtig "ausgereift" ist – also frühestens nächste Woche.

Schreiben klingt einfacher, als es ist.
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Zum Glück gibt es Druck

Zum Glück gibt es Konferenzdeadlines und Publikationsdruck, die einen zwingen, hastig auch unreife Früchte zu ernten. Also wird endlich unter stetiger Kaffeezufuhr eine Publikation verfasst und eingereicht. Danach beginnt der wirklich qualvolle Teil: das Feedback. Die Härte des Reviews ist ein wenig abhängig von der Research-Community, aber in der Regel überwiegt die Kritik mögliches Lob um ein Vielfaches. "Dieser Forschungsansatz kann keinen Beitrag leisten", "die erwarteten Erkenntnisse sind nichts Neues" oder "die gewählte Methode ist falsch gewählt und schlecht ausgeführt", dies sind nur ein paar Beispiele für typische Rückmeldungen auf Konferenzeinsendungen. Das trifft genau ins zarte Doktorandenherz und lässt einen – mal wieder – an der Berufseignung zweifeln.

Natürlich sind auch immer wieder hilfreiche Anmerkungen und Hinweise dabei, die eine neue Perspektive geben. Zudem wird man im nächsten Entwurf Feedback einarbeiten, um die Kritik vorwegzunehmen. Und so geht man wieder mit Ideen schwanger, bis man von der nächsten Deadline an die Tasten gezwungen wird.

In dieser Folge werden auch Tipps für derzeitige und zukünftige Wissenschafterinnen und Wissenschafter geteilt. Zum Beispiel bewährte und persönliche Methoden, um Routine im Schreiben zu entwickeln und wilde Gedanken in klare Sätze zu verwandeln. (Philipp Becker, Alexander Staub, 20.11.2020)