Es ist das leichteste der festen Elemente im Periodensystem und spielt eine entscheidende Rolle für Elektroautos: Lithium. Das unscheinbare, kreideartige Mineral gilt längst als Grundlage technologischer Innovationen und als Schlüssel zu einer klimafreundlichen Mobilität. Mehr als die Hälfte der weltweiten Ressourcen finden sich in Südamerika, im sogenannten Lithiumdreieck zwischen dem bolivianischen Salar de Uyuni, dem chilenischen Salar de Atacama und einer Reihe von Salztonebenen in Nordwestargentinien.

Enormer Wasserverbrauch

Auch wenn in der Region erst drei Projekte aktiv Lithium gewinnen, zählt allein Argentinien mittlerweile über 60 Explorationsprojekte. Seit 2014 verdunstet so auch am 4000 Meter hoch gelegenen Salar de Olaroz die geförderte Sole unter der aggressiven Sonneneinstrahlung der Hochwüste. Unweit davon befindet sich eine zweite Mine im Bau. Erste Becken werden bereits befüllt.

In den Extraktionsregionen weckt der Lithiumbergbau einerseits Hoffnungen auf Wirtschaftswachstum und Exporteinnahmen, andererseits führt er immer wieder zu lokalen Protesten und Straßenblockaden. Konfliktpotenzial birgt insbesondere der enorme Wasserverbrauch des Lithiumbergbaus. Zudem fordern die Demonstranten autonome Selbstbestimmung und die Anerkennung indigener Rechte.

Versprechen von Arbeitsplätzen

Die indigenen Gemeinschaften der Region leben seit Jahrhunderten von der Viehzucht (vor allem Lamas) und der Subsistenzlandwirtschaft. Im 20. Jahrhundert wurden diese Aktivitäten immer stärker durch unregelmäßige Lohnarbeit im Bergbau komplementiert. Nach der Schließung vieler Minen kam der Lithiumboom genau zur richtigen Zeit: Mit dem Versprechen von Arbeitsplätzen und einem Ausbau lokaler Infrastruktur kooperieren die indigenen Gemeinschaften rund um Salar de Olaroz heute mit den Lithiumbergbaufirmen.

Die Dimension des Lithiumbergbaus ist dabei jedoch nicht mit vergangenen Phasen der Rohstoffgewinnung zu vergleichen: Lokale Lebensweisen werden aufgegeben, und die Abhängigkeit ganzer Regionen von multinationalen Konzernen nimmt zu. Inwiefern der aktuelle Wasserverbrauch zukünftig lokale Existenzgrundlagen bedrohen wird, ist ungewiss. Sicher ist hingegen, dass auch die Vorkommen am Salar de Olaroz irgendwann erschöpft sein werden.

* Felix Dorn arbeitet als Fotograf und promoviert in Geografie an der Universität Innsbruck zu den sozialökologischen Auswirkungen der Lithiumextraktion in Südamerika. Für seine Feldforschung war er zehn Monate vor Ort.

Nirgendwo auf der Welt wird so viel Lithium gewonnen wie in den Hochanden. .

Foto: Felix Dorn

Um die begehrte Substanz aus dem Boden hervorzuholen, bedarf es enormer Mengen an Wasser.

Foto: Felix Dorn

Das Lithium findet sich in unterirdischen Wasserläufen, die Lösung wird in riesige Becken geleitet und mit Frischwasser angereichert, verdunstet und getrennt – wie im argentinischen Salar de Olaroz.

Foto: Felix Dorn

Der Abbau des Leichtmetalls ist teils schwere Handarbeit.

Foto: Felix Dorn

Während die Lithiumgewinnung Unmengen an Wasser verschlingt, wird die lebensnotwendige Ressource knapp für die indigene Bevölkerung.

Foto: Felix Dorn

Die Salzgewinnung hat in Argentinien eine lange Tradition – hier wird Salz für den menschlichen Konsum gewonnen, aber auch für die Papierproduktion.

Foto: Felix Dorn

Für die heimischen Arten wie Andenflamingos (2) hat der massive Eingriff in ihren Lebensraum verheerende Folgen.

Foto: Felix Dorn

Die traditionelle Lebensweise der indigenen Bevölkerung war von Landwirtschaft und Viehhaltung, etwa von Lamas, Schafen und Ziegen, geprägt.

Foto: Felix Dorn

Der Salar de Uyuni ist die größte Salztonebene der Welt.

Foto: Felix Dorn

Eine weitere ist die Salar de Arizaro.

Foto: Felix Dorn