Dem US-Pharmakonzern Moderna gehen die Verhandlungen mit der EU zu langsam voran.

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Washington – Der Chef des US-Biotechnologie-Unternehmens Moderna, Stéphane Bancel, hat die EU-Kommission vor Verzögerungen bei der Auslieferung seines Corona-Impfstoff-Kandidaten gewarnt. Ein später Vertragsabschluss werde letztlich eine Auslieferung "verlangsamen", sagte Bancel am Dienstag. "Wir führen Gespräche, aber es gibt noch keinen Vertrag."

"Eine Verspätung (beim Vertragsabschluss) wird nicht die Gesamtmenge begrenzen, aber es wird die Auslieferung verlangsamen. Je länger sie warten, desto größer wird die Verzögerung", erklärte Bancel. Moderna hatte am Montag mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent besitzt. Das Unternehmen hofft auf eine Zulassung in den kommenden Wochen.

Impfstoff zuerst in andere Staaten

Sollte die Europäische Arzneimittelagentur den Impfstoff zulassen und es dann noch keinen Vertrag mit der EU-Kommission geben, würden die ersten Chargen in andere Staaten geschickt, warnte Bancel. "Die Zuteilung der ersten Lieferungen würde nicht Europa umfassen", sagte der Franzose. "Wir würden sie dann in die Schweiz, nach Japan, nach Israel, nach Kanada schicken, also in diejenigen Länder, die Bestellungen aufgegeben haben. Ich werde keine Produkte in Länder schicken, die nicht bestellt haben."

Die EU-Staaten hatten die Kommission im Frühjahr beauftragt, Verträge mit Impfstoffherstellern auszuhandeln. Bei 27 Mitgliedsstaaten sei der Prozess naturgemäß "kompliziert", sagte Bancel. Als Gegenbeispiel nannte der Kanada: Zwischen den ersten Gesprächen und dem Vertragsabschluss seien dort "zwei Wochen" vergangen.

Lob für USA

Moderna hat außerdem den USA 100 Millionen Impfdosen zugesagt. Die US-Regierung hat die Entwicklung von Impfstoffen massiv finanziell gefördert. Sobald der Impfstoff zugelassen sei, könne schnell mit der Auslieferung begonnen werden, sagte Bancel. "Wir haben bereits mehrere Millionen Impfdosen auf Lager." Bis Ende November dürften zehn Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, bis Jahresende 20 Millionen.

Bancel lobte die sogenannte Operation Warp Speed der US-Regierung zur Entwicklung von Impfstoffen. "Das war eines der effektivsten Dinge." Während europäische Staaten klinische Studien von Moderna nicht finanziert hätten, habe die US-Regierung Geld zur Verfügung gestellt. "Zum Glück haben sie es gemacht, sonst hätten wir den Impfstoff nicht so schnell entwickeln können." (APA, 17.11.2020)