Bis zuletzt haben wir gehofft, dass das Wohl der Kinder und Jugendlichen, also der Zukunft unseres Landes, mehr zählt als die kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen von Wirtschaftstreibenden. Nun bleiben all unsere Kinder zu Hause. In den Schulen sollen die Kinder nur aufbewahrt werden.

Ich bin Lehrerin, unterrichte an einer BHS und bin seit zwei Wochen zu Hause. Das hat bisher ganz gut geklappt, ich unterrichte ständig in Video- und Audiokonferenzen mit meinem eigenen Equipment, das mir mein Arbeitgeber nicht gezahlt hat. Seit Dienstag sitzt aber mein Kind neben mir. Ich habe als Bundesbedienstete keinerlei Anspruch auf Sonderbetreuungszeiten und befinde mich täglich von 7.40 bis 13.15 Uhr in Videokonferenzen. Abgesehen davon ist für Kinder der Verlust von Monaten in ihrer normalen Entwicklung ein nicht mehr aufzuholendes Defizit.

Elisabeth Schwarz, per Mail

Schule ist in Zeiten der Pandemie eine Herausforderung.
Foto: APA / Helmut Fohringer

Grob fahrlässig

Die technische Ausrüstung für das Distance-Learning wurde nicht verbessert über den Sommer. Schüler, Schülerinnen und Lehrpersonal nutzen ihr Privatgerät, wer keines hat, kann als Schüler oder Schülerin zwar theoretisch ein Leihgerät oder eine Förderung beantragen. Aber gerade benachteiligte Familien machen das oft nicht, da sie sich schämen oder keine Formulare ausfüllen können (sprachlich oder intellektuell nicht, es gibt auch Eltern, die sogar Analphabeten sind). Der Tiroler Digi-Check ist nicht für Eltern geeignet, die wenig Bildung und/oder digitale Kompetenzen haben.

Seit Schulbeginn wurden von Bildungs- und Gesundheitsministerium grob fahrlässig die Infektionen von Schülern, Lehr- und Verwaltungspersonal und all der Angehörigen in Kauf genommen. Und damit die der ganzen österreichischen Gesellschaft. Die sogenannten Experten scheinen internationale Studien nicht zu lesen oder zu ignorieren. Denn dass Kinder ebenso Corona weitergeben können, ist mittlerweile Common-Sense abseits der österreichischen Grenzen. Ich habe es tagtäglich an der Schule gesehen.

Ein weiterer sehr trauriger Punkt ist die Einstellung vieler Lehrerinnen und Lehrer. Denn auch unter ihnen gibt es Corona-Verharmloser bis -Leugner, manche hängen peinlicherweise sogar Verschwörungstheorien an. Interessanterweise vor allem die Alten, die ja besonders gefährdet wären. Ich kann es mir nur durch psychologische Effekte erklären, sie wollen die Gefahr nicht sehen, der sie jeden Tag ausgesetzt sind. Viele informieren sich gar nicht. Der Satz "Ich höre und schaue keine Nachrichten mehr" wurde schon des Öfteren in unserem Lehrerzimmer ausgesprochen.

Lehrerin N. N., Name der Redaktion bekannt

Richtig kommuniziert

Es gibt viele gute Gründe dafür, sein Kind auch jetzt in den Kindergarten zu bringen, neben der Arbeit ist das auch die Tatsache, dass man vielleicht einfach nicht mehr kann (gerade wenn man alleinerziehend ist, ein Einzelkind oder wenig Platz zu Hause hat). Ich als Pädagogin finde das gut und wichtig, dass das diesmal so kommuniziert wurde, dass man sich nicht rechtfertigen muss, wenn man sein Kind hinbringt. In meiner Gruppe hat das allerdings dazu geführt, dass alle Eltern Bedarf angemeldet haben (auch das Drittel, das in Kurzarbeit daheim ist), womit der zweite Lockdown genau gar nix bringt. Ein Dilemma, für das ich keine Lösung habe. Und das Märchen, dass Kinder nicht zum Infektionsgeschehen beitragen, glaubt jetzt hoffentlich keiner mehr.

Posterin "daybird", im STANDARD-Forum

Irritierende Informationen

Es sind die irritierenden Informationen, die einen mürbemachen: Sonderbetreuungszeit gibt es nur bei Schulschließung, aber die Schulen sind offen. Die Schulen sind aber geschlossen, man kann das Kind nur beaufsichtigen lassen. Unterricht findet also in den offenen geschlossenen Schulen nicht statt. Bildungsferne Kinder werden in die Schulen geholt. Mit diesen Kindern wird also offenbar doch Unterricht gemacht? Wenn kein Laptop zu Hause vorhanden ist, kann ein Leihgerät genommen werden. Es dauert rund drei Wochen, bis das Leihgerät kommt. (...) Es wird die Hölle.

Poster "bösartiger gutmensch", im STANDARD-Forum (18.11.2020)