Das zweite Macbook Air des Jahres 2020 ist das erste mit Apples neuem M1-Chip.

Foto: Apple

Es war das Jahr 2005, als Apple schließlich nach langem Festhalten an PowerPC-Prozessoren ankündigte, seine Laptops und Computer nunmehr mit Intels Hardware zu bestücken. Dieses Bündnis geht nun auch seinem Ende entgegen. Die Zukunft für Mac-Produkte heißt "Apple Silicon". Und zum Start dieser neuen Ära wurden gleich drei neue Geräte mit dem neuen M1-Chip präsentiert.

Ein Macbook Air, ein Macbook Pro und ein Mac Mini machen den Start. Nun sind die ersten Rezensionen zum Macbook Air (ab 1.129 Euro) erschienen, die auch erstmals Klarheit über die Alltagsperformance des Prozessors bringen. Eine Zusammenfassung, basierend auf den Rezensionen von "Heise", "PC Mag" und "Techcrunch".

Das zweite Air des Jahres

Was am neuen Macbook Air besonders ist, ist, dass es gleich das zweite Gerät seiner Art ist, das Apple in diesem Jahr auf den Markt bringt. Das macht auch den Vergleich einfacher, ohne dass man die technischen Fortschritte eines ganzen Jahres berücksichtigen muss.

Äußerlich ist der neue Laptop von seinem Vorgänger kaum zu unterscheiden, lediglich bei den Keyboard-Shortcuts gibt es minimale Änderungen. Es erbt auch Touch-ID sowie die Tastatur mit klassischen Tasten anstelle der für Verschmutzungen anfälligen Butterfly-Tastatur. Auch an der Erweiterbarkeit ändert sich nichts. Nutzer müssen mit zwei USB-C-Ports vorliebnehmen. Diese unterstützen nun offiziell USB 3.1 Gen2 (vulgo USB 4), was ihnen in der Praxis allerdings keinen Geschwindigkeitsvorteil beschert.

Performance-Plus

Die vorab durchgesickerten Benchmark-Ergebnisse bestätigen sich. Im Vergleich mit dem Intel Core i5 im Frühjahrsmodell schafft der M1 bei Geekbench 5 fast einen um ein Drittel besseren Score in Sachen Single-Core-Leistung und ein Plus von fast 70 Prozent im Multi-Core-Test. Unter Verwendung der Emulationsebene "Rosetta 2" leidet die Performance etwas, im Score liegt das neue Air dennoch über dem 13-Zoll-Macbook Pro von 2019 mit Core-i7-Chip.

Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in Praxistests wider. Der testweise Export einer fünfminütigen Video-Timeline in 8K-Auflösung mit Final Cut Pro dauerte beim neuen Macbook Air etwas mehr als 35 Minuten. Das kleinere Macbook Pro des Vorjahrs benötigt mit knapp 79 Minuten fast doppelt so lange. Das leistungsfähigere 16-Zoll-Modell mit Core i9 hingegen sticht das M1-Air mit einer Zeit von unter einer Viertelstunde aus.

Einen spürbaren Fortschritt macht der Laptop auch in Sachen Grafikleistung. Von einer Gamingplattform oder einem Computer für die Arbeit mit 3D-Animationen ist er zwar weit entfernt, doch selbst anspruchsvollere Games – soweit verfügbar – laufen passabel, wenn man gewillt ist, die Grafikdetails zu reduzieren. Mit älteren und weniger anspruchsvollen Titeln hat das Air keine Probleme.

Leiser Betrieb

Viele Apps, darunter etwa die Kreativtools von Adobe oder Microsoft Office, sind noch nicht als "Universal Apps" mit dezidiertem M1-Support verfügbar und müssen deswegen über Rosetta 2 gestartet werden. Dort laufen sie aber erstaunlich gut, bemerkbar ist lediglich eine kurze Verzögerung beim Starten. Die neue Plattform erlaubt es weiters, dass man iPhone- und iPad-Apps auch auf dem Laptop ausführt. Das geht noch nicht für jedes Programm, aber schon für viele. Es gibt jedoch noch manche Einschränkungen, etwa dass iPhone-Apps nur mit fixer Fenstergröße laufen.

Lob sprechen die Tester auch der extrem niedrigen Betriebslautstärke aus. Der Laptop hat keine aktive Kühlung – sprich: einen Lüfter – und ist daher flüsterleise. Der Nachteil dieser Lösung ist freilich, dass eine etwas schwächere Grafikeinheit an Bord ist und der Prozessor unter Last schneller den Rechentakt drosselt.

Lange Akkulaufzeit, mäßige Webcam

Mit dem neuen Chip, der im Prinzip eine erweiterte Version des Prozessors ist, der in aktuellen iPhones und iPads steckt, geht auch eine geringere Leistungsaufnahme einher. Und die beschert dem Macbook Air ein deutliches Plus in Sachen Akkulaufzeit, wie die Tester bestätigen.

Einer der wenigen vorgebrachten Kritikpunkte betrifft die integrierte Webcam. Diese liefert weiterhin nur 720-p-Auflösung, was für einen Laptop im Jahr 2020 und dieser Preisklasse als ungenügend empfunden wird. Die Aufnahmequalität fällt im Vergleich mit dem Vorgängermodell aufgrund eines neuen Chips zur Verarbeitung von Bildsignalen zumindest etwas besser aus.

Fazit

In Summe ist Apple das Debüt des M1-Chips mit dem neuen Macbook Air absolut gelungen, befinden die Tester. Der Rechenknecht Marke Eigenbau bietet bei weniger Stromaufnahme mehr Leistung und längere Akkulaufzeit als der Intel-Prozessor, den er ablöst. Das Performance-Plus spielt er vor allem bei Anwendungen aus, die bereits für ihn optimiert wurden. Aber auch noch nicht angepasste Apps laufen über Rosetta 2 ordentlich. Wer von einer älteren Generation umsteigt, muss diesbezüglich also auch keine Abstriche in Kauf nehmen. (gpi, 18.11.2020)