Ein Anhänger von Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung.

Foto: AFP

Wäre da nicht sein demokratischer Konkurrent gewesen, hätte der Amtsinhaber Donald Trump mit über 73 Millionen Wählerstimmen bei der vergangenen US-Präsidentschaftswahl einen neuen Rekord aufgestellt. Doch es kam anders: Mit 5,7 Millionen Stimmen mehr und dem Sieg in wichtigen umkämpften Bundesstaaten entschied sein demokratischer Herausforderer Joe Biden die Wahl für sich.

Doch der Urnengang verlief spannender, als erwartet, lag Biden doch in den Umfragen vielfach deutlicher vorne, als es letztendlich ausging. Mit der starken Mobilisierung auf Seiten der Republikaner hatte offenbar kaum jemand gerechnet. Ein wichtiges Mittel dafür war eine eigene App, die mit 2,8 Millionen Installationen das bislang erfolgreichste Werkzeug dieser Art ist. Sie gerät nun aber zunehmend in die Kritik.

Großer Datenhunger

Gründe dafür sind einerseits der Hersteller, Phunware, als auch das Gebaren der App. Denn diese verlangt nach zahlreichen Rechten und überwacht laut AP News minutiös das Verhalten der Nutzer. Diese erhalten nicht nur regelmäßig Aussendungen – darunter auch zahlreiche und ohne Beweise vorgebrachte Wahlbetrugs-Vorwürfe nachdem Joe Biden am 7. November aufgrund des Auszählungsstandes von den Medien zum Sieger erklärt wurde -, sondern versucht Nutzer auch dazu zu bewegen, News, Spendenaufrufe- Merchandise-Angebote und Veranstaltungstermine möglichst an alle Personen in ihrem Adressbuch weiter zu schicken.

Auch den Standort der User kann die App abfragen. Und sie tut das, wie aus der Datenschutzerklärung hervorgeht, auch sehr häufig. Getrackt wird damit etwa die Anwesenheit bei Wahlkampfveranstaltungen.

Das wirft Fragen auf, was mit diesen Daten in Zukunft passiert. Grundsätzlich ist ein Weiterverkauf denkbar, aber auch ihr Einsatz für weitere Zwecke. Sie könnten Trump etwa dabei nützlich sein, wie angekündigt ein eigenes Medienangebot zu starten. Ein Sprecher des Wahlkampfteams wollte zu Fragen über den weiteren Umgang mit den Informationen keine Stellungnahme abgeben.

Finanzielle Turbulenzen

Das Unternehmen steckt allerdings in finanziellen Schwierigkeiten. Es ist in Gefahr, von der Techbörse Nasdaq ausgelistet zu werden und einigte sich kürzlich infolge eines Rechtsstreits mit Uber, 4,5 Millionen Dollar an den Fahrtenvermittler zu zahlen. Während der Entwicklung der "Maga"-App erhielt man im April einen Notkredit aus dem ersten Coronavirus-Hilfspaket in der Höhe von 2,9 Millionen Dollar.

AP-Recherchen zeigen, dass Phunware mittlerweile hauptsächlich von Zuwendungen des Trump-Teams abhängt. Gleichzeitig soll sich bei dem Start-up ein beachtlicher Schuldenstand angehäuft haben, der laut manchen Beobachtern den langfristigen Bestand des Unternehmens gefährdet.

Verärgerte Partner und Verträge, die es nie gab

Andere Geschäftspartner sind schlecht auf Phunware-CEO Knitkowski zu sprechen. Ein Investor erklärt, dass sich dieser sehr freundlich gebe, wenn er Geld brauche, aber danach kaum noch erreichbar sei. Die New Yorker Astrologin Susan Miller, deren Horoskop-App bis dahin das erfolgreichste Produkt der Firma war, berichtet, dass sie gerne neue Features in ihr Programm implementieren lassen würde, aber sie keine Rückrufe bekomme.

Auch das öffentliche Gebaren des Unternehmens gibt Grund zur Skepsis. Bereits zwei Mal hatte die Firma eine Partnerschaft mit einem renommierten Konzern verkündet, den eigenen Aktienkurs damit angekurbelt und die Ankündigung dann wieder zurückgenommen. Nach HP betraf dies das letzte Mal Honeywell, wo man nichts von dem Vertrag wusste, von dessen Unterzeichnung Phunware im Oktober berichtet hatte. (red, 18.11.2020)