Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bedankte sich in einem Brief bei allen Tirolerinnen und Tirolern für den Zusammenhalt während der Krise.

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Corona-Krise und Zusammenhalt: zwei Worte, die oft in einem Atemzug genannt werden. Auch Politiker appellieren in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen, Hygieneregeln und Unsicherheiten an den Zusammenhalt der Bevölkerung. In Tirol lässt sich die öffentliche Hand solche Appelle einiges kosten: Eine im August lancierte Imagekampagne schlägt dabei mit mehr als 200.000 Euro zu Buche, wie eine Anfragebeantwortung an die Partei Liste Fritz nun ergeben hat.

Im Zentrum der Kampagne stand das "Corona-Dankeslied" mit dem Titel "Tirol haltet zamm". Im Genre der modernen Volksmusik wurde dies von insgesamt 30 lokalen Künstlerinnen und Künstlern aufgenommen. Das Songvideo wurde vielfach angeklickt, teilweise mit Begeisterung aufgenommen, teilweise auch heftig kritisiert. Bei der Veröffentlichung sahen Kritiker in der Kampagne einen Versuch, vom Behördenversagen rund um das Management in der Corona-Krise abzulenken.

Tirol war bemüht, sich als geschlossen zu präsentieren.
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Die Tiroler Opposition kritisierte auch ein Schreiben des Landeshauptmanns Günther Platter (ÖVP), das im August an alle Tiroler Haushalte ergangen war. Platter bedankte sich darin für den Zusammenhalt in der Bevölkerung. Die Oppositionsparteien sprachen von einer "völlig deplatzierten politischen Werbung". Die Kosten dieser Postwurfsendung beziffert das Land Tirol in der vorliegenden Anfragebeantwortung mit mehr als 46.000 Euro.

Die dazugehörige "Live-Dankesveranstaltung" am Landesfeiertag kostete rund 119.000 Euro. Die Gesamtkosten der Imagekampagne beliefen sich laut Liste Fritz somit auf mehr als 230.000 Euro, eine Sonderausgabe der Landeszeitung mitgerechnet. "Ein Schlag ins Gesicht für all jene, die nicht wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt in den kommenden Wochen und Monaten bestreiten sollen", sagt Landtagsabgeordnete Andrea Haselwanter-Schneider. Für den "Kraftakt", den das medizinische Personal derzeit leiste, brauche es mehr als ein Dankeslied. Haselwanter-Schneider verweist auf die von ihr geforderte Bonuszahlung in der Höhe von 500 Euro.

Keine Ausschreibung

Das Land Tirol hält in der Anfragebeantwortung fest, dass es sich nicht um eine Imagekampagne gehandelt habe, sondern die Maßnahmen als offizielle Dankesveranstaltung konzipiert gewesen seien. Die Veranstaltung sollte einen "Brückenschlag" von der bewältigten ersten Corona-Welle zur Gegenwart mit Fortsetzung der Corona-Maßnahmen erreichen. Außerdem seien bei der Produktion ausschließlich lokale Firmen und Künstler gefördert worden.

Eine Ausschreibung für das Songprojekt erfolgte nicht, da auf Basis des Gesamtkonzepts ein Träger "proaktiv" gesucht werden musste. Die Wahl fiel auf den Obmann des Tiroler Volksmusikvereins, Peter Margreiter. (Laurin Lorenz, 18.11.2020)