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Am Mittwoch lagen in Österreich bereits 682 Corona-Erkrankte auf einer Intensivstation – um 24 mehr als am Dienstag.

Foto: AFP / Getty Images / Go Nakamura

Erstmals seit Beginn der Pandemie in Österreich wurden in nur 24 Stunden mehr als 100 Personen registriert, die an und mit den Folgen einer Coronavirus-Infektion verstorben sind. Konkret wurden von Dienstag auf Mittwoch 109 Todesopfer in der Corona-Statistik verzeichnet. Die Zahl der Covid-19-Toten insgesamt seit März stieg auf 2054. In nur einer Woche sind zuletzt fast 500 Todesopfer dazugekommen. Im Schnitt starben in den vergangenen sieben Tagen 70 Personen pro Tag an und mit dem Coronavirus.

In Wien wurden mit 468 Todesfällen bisher die meisten im Bundesländervergleich verzeichnet. Allei ne am Mittwoch verstarben 15 Corona-Erkankte in der Hauptstadt: Elf davon waren 75 Jahre oder älter. Unter den Verstorbenen war aber auch ein 49-Jähriger.

Im Vergleich pro 100.000 Einwohner haben die Steiermark und Tirol im Bereich der Corona-Erkrankten mehr Todesfälle als Wien zu verzeichnen.

Übersterblichkeit seit Mitte Oktober

Im Vergleich der wöchentlichen Sterbezahlen insgesamt in Österreich ist festzustellen, dass im Fünfjahresvergleich seit etwa Mitte Oktober 2020 ein deutlicher Anstieg bei der Sterblichkeit festzustellen ist. Ein Zusammenhang mit der zweiten Corona-Welle für diese Übersterblichkeit liegt hier nahe. Im Vorjahr sind in Österreich übrigens insgesamt 83.386 Personen verstorben. Die häufigsten Todesursachen waren Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (38,6 Prozent) und Krebs (24,6 Prozent).

Fast 7.100 Neuinfektionen

Die deutlichen Auswirkungen der verschärften Corona-Maßnahmen seit 3. November und des Lockdowns seit vergangenem Dienstag lassen jedenfalls noch auf sich warten. Am Mittwoch wurden österreichweit wieder fast 7.100 Neuinfektionen gemeldet. Der Wert vom Dienstag mit knapp weniger als 6.000 neuen Corona-Fällen bleibt damit – abgesehen von den zumeist niedrigeren Werten am Wochenende aufgrund weniger Testauswertungen – vorerst noch ein Ausreißer. Im Schnitt kamen in der vergangenen Woche pro Tag 7.044 neue positive Tests dazu, das macht fast 50.000 neue Fälle in einer Woche.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bezeichnete die Neuinfektionszahlen am Mittwoch als "Stabilisierung auf dramatisch hohem Niveau". In Österreich sei man "aber noch nicht bei der notwendigen Trendwende, die wir für eine drastische Verringerung brauchen", so der Minister.

"Schwierigste Phase" bei Intensivstationen kommende Woche

Im Bereich der immer knapper werdenden Intensivbetten rechnet Anschober erst für kommende Woche mit der "schwierigsten Phase". Dabei ist schon die aktuelle Situation kritisch: Am Mittwoch waren laut offiziellen Zahlen des Innen- und Gesundheitsministeriums 682 Intensivbetten mit Covid-19-Erkrankten belegt – um 24 mehr als am Dienstag. In nur einer Woche erhöhte sich die Zahl der Corona-Fälle auf den Intensivstationen um fast 150 Personen.

In Wien musste am Mittwoch im dies bezüglichen Notfallplan auf Stufe fünf der sechsteiligen Skala hochgeschaltet werden. Konkret benötigten 157 Corona-Erkrankte eine intensivmedizinische Betreuung – um 31 mehr als noch vor einer Woche. Im bisherigen Stufenplan waren aber nur 150 Intensivbetten für Corona-Fälle reserviert.

OPs werden verschoben

Um die zusätzlichen Covid-Intensivpatienten unterzubringen, mussten und müssen weitere Betten freigemacht werden, indem immer mehr nicht lebensnotwendige Operationen verschoben werden. In Wien wird damit gerechnet, dass im Notfall für Covid-19-Erkrankte 300 Intensivbetten zur Verfügung gestellt werden können. "Die Personalfrage ist aber der entscheidende Punkt", sagte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Daher würden auch Ärzte und Pflegepersonal, die seit maximal zwei Jahren im Ruhestand sind, gebeten auszuhelfen. Der Aufruf erfolgte, nachdem sich bereits erste Ärzte freiwillig bei der Stadt gemeldet hatten.

"Ich habe es noch nie erlebt, dass wegen der Grippe Operationen verschoben werden mussten oder Intensivstationen überfüllt waren", meinte Niederösterreichs Landeshauptmann-Vize Stephan Pernkopf (ÖVP). Er habe kein Verständnis dafür, Corona mit anderen Krankheiten zu vergleichen. "Die Lage in unseren Kliniken ist sehr ernst." (David Krutzler, 18.11.2020)