Dieses Demon's Souls, das war im Jahr 2009 noch ein Geheimtipp. Der PS3-Exklusivtitel war damals nur in Japan herausgekommen, erst Monate später kam die "Stop Importing It"-Edition dann auch in die USA und damit die ganze englischsprachige Gamer-Welt. Ein neues Genre war geboren, eines, das nicht nur Entwickler From Software in neue Höhen katapultiert, sondern auch eines, das unzählige inspirierte wie uninspirierte Ableger hervorgebracht hat. Nun kommt mit dem Remake von Demon's Souls der Urvater wieder zurück.

Die Atmosphäre des Spiels ist fantastisch.
Foto: Sony

Im Kern bleibt dabei alles beim Alten. Die Geschichte ist weiterhin verwirrend, es geht um einen mysteriösen Nebel, der das Königreich Boletaria verschlingt und allerlei Dämonen ausspuckt. Die müssen vernichtet werden, und der stumme Held ist wohl der Einzige, der doof genug ist, sich das anzutun.

Im Spiel bereist ihr über die sogenannten Keilsteine verschiedene Welten, in denen es die besagten Dämonen auszulöschen gilt. Leichter Schlag, schwerer Schlag, Blocken, Parieren, Ausweichrolle – wer Dark Souls eins bis drei gespielt hat, der kennt die Formel nur zu gut. Und der weiß auch, dass Demon's Souls hart ist. Sehr hart.

Was ist gelungen

Hinter dem Remake steckt Bluepoint Games, die unter anderem das fantastische Shadow of the Colossus neu gemacht haben. Und wieder hat das Studio hier einen guten Job gemacht. Demon's Souls sieht fantastisch aus. Der Cinematic Mode, der stabile 30 Bilder pro Sekunde liefert, sticht dank leicht besserer Auflösung (4K) heraus, der Performance Mode bringt "nur" eine Auflösung von 1440p, dafür aber 60 Bilder pro Sekunde.

Cinematic Mode oder Perfomance Mode – Demon's Souls sieht einfach toll aus.
Foto: Sony

Bluepoint hat darüber hinaus die Level und die Architektur neu interpretiert und dabei eine gute Mischung aus altem Design und neuer Herangehensweise gefunden. Beispiel: Der Nexus ist aufgebaut, wie er damals aufgebaut war. Nur im Remake hat sich Bluepoint dazu entschlossen, dem Ganzen einen etwas wärmeren, wohligeren Anstrich zu geben. Der passt sehr gut zum einzigen wirklichen Schutzort im Spiel und zeigt, wie viel Mühe sich das Entwicklerstudio bei dieser Perle gegeben hat. Wem die Lichtstimmung nicht gefällt, der kann aus einer Reihe an Filtern wählen und beispielsweise das alte PS3-Farbset rausholen.

"Iiiiih"

Ebenfalls neu und toll: das Sounddesign. Innerhalb der Level gibt es kaum Musik, dafür jagt einem das Tropfen von den Wänden, die Schritte der Gegner und das Knarren des Holzes einen Schauer über den Rücken. Dazu sind die Kampfsounds realistischer. Schafft man es, einen Gegner zu parieren und zu kontern – dabei versinkt das ein oder andere Schwert in der Rüstung –, kann man nicht anders als ein lautes "Iiiiiih" aussprechen, so echt hört sich das über die Boxen und den Controller an. Dabei fällt auch auf: Jeder Waffe wurden neue, sehr schicke Animationen spendiert.

Bluepoint Games hat die alte Architektur wunderbar neu interpretiert.
Foto: Sony

Der angesprochene Dualsense trägt seinen Teil zur Atmosphäre ein. Es macht einen Unterschied im Feedback, ob das eigene Schwert auf ein Schild oder auf einen Dämonenkörper trifft.

Ansonsten kann nur erneut gesagt werden, dass Demon's Souls, und das schon damals, ein fantastisch designtes Spiel ist, das durch den hohen Schwierigkeitsgrad eine Spirale der "Einmal versuche ich es noch"-Sager auslöst. Das hat sich auch im Remake nicht verschlechtert, im Gegenteil. Die sehr kurzen Ladezeiten (in der Regel muss man nie mehr als zwei Sekunden warten) schaffen diese Frustration nach einem Tod fast komplett ab. Hinzu kommen ein paar Komfort-Änderungen. Beispielsweise kann man nun Gegenstände aus dem Inventar per Knopfdruck in die unendliche Kiste im Nexus schicken, ohne vor Ort sein zu müssen. Denn ja, der Charakter kann nur ein gewisses Gewicht an Gegenständen mit sich tragen.

PlayStation

Was ist nicht gelungen

Es ist der alte Hut, und man könnte nun sagen, dass man auch kein Rennspiel dafür kritisieren sollte, dass man Rennen fährt. Aber: der Schwierigkeitsgrad. Demon's Souls ist gnadenlos. Und das merkt man vor allem im Vergleich zu den danach erschienenen Souls-Titeln. Das erste Level des Remakes ist eine Art Richter, der bestimmt, ob man als Spieler hart genug für das Spiel ist – oder eben nicht. Bis zum Erlegen des ersten Bosses kann man nicht aufleveln, Rastpunkte gibt es auf dem Weg dahin nicht, lediglich die Möglichkeit, hie und da Abkürzungen freizuschalten. Darüber hinaus gibt es die Sache mit der Charakter- und Welt-Tendenz, die nur sehr schwer zu durchblicken ist. Man muss sich darauf einlassen. Wer das macht, belohnt sich aber mit großartigen Glücksmomenten.

Demon's Souls ist gnadenlos, und das nicht nur bei den Boss-Kämpfen.
Foto: Sony

Bluepoint hat es sich darüber hinaus auch nicht nehmen lassen, die Musik anzupassen. Das sorgte bei manchen Fans für schlechte Stimmung, insgesamt ist der neue Soundtrack trotzdem toll. Der ist sogar dynamisch – schafft man beispielsweise bei bestimmten Bossen die erste Phase, ändert sich die Musik und wird, wer hätte das gedacht, noch dramatischer.

Fazit

Demon's Souls war ein tolles Spiel, das Remake ist gelungen, also ist auch das neue Demon's Souls ein tolles Spiel. Ob es allerdings für Souls-Neulinge das richtige Game ist, darüber lässt sich streiten. Der Schwierigkeitsgrad nahm in der Dark Souls-Reihe immer ein wenig ab, sodass die Rückkehr nach Boletaria wieder eine echte Herausforderung ist. Wer noch keine Berührungspunkte mit der Reihe gemacht hat, der sollte vielleicht mit Dark Souls 3 vorlieb nehmen, das auf der PS5 mit 60 Bildern pro Sekunde läuft. Allen Veteranen sei das Bluepoint-Remake wärmstens ans Herz gelegt. Viel Glück, Sie werden es brauchen. Umbasa. (Thorben Pollerhof, 21.11.2020)