Ab dem Jahr 2021 leben in Österreich mehr Seniorinnen und Senioren über 65 Jahre als Kinder und Jugendliche unter 20.

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Wien – Ab dem Jahr 2021 leben in Österreich mehr Seniorinnen und Senioren über 65 Jahre als Kinder und Jugendliche unter 20. Bis 2040 wird die Bevölkerungszahl von derzeit 8,88 Millionen Personen um sechs Prozent auf 9,45 Millionen und bis 2080 um zwölf Prozent auf 9,93 Millionen Menschen ansteigen. "Österreich wächst, und Österreich wird immer älter", fasste Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas die am Donnerstag präsentierte Bevölkerungsprognose 2020 bei einem Pressegespräch in Wien zusammen.

2022: Neun Millionen Einwohner

Bereits im Jahr 2022 werde die Neun-Millionen-Grenze überschritten. Der erwartete Zuwachs in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird ausschließlich auf Zuwanderung zurückgeführt. Diese falle heuer wegen der Corona-Krise mit 133.000 Zuwanderern gegenüber 150.000 im Vorjahr zwar geringer aus als erwartet, sagte Alexander Hanika, Direktor Bevölkerung der Statistik Austria.

Langfristig sei aber mit 145.000 Zuwanderern jährlich zu rechnen, während 115.000 Menschen Österreich wieder verlassen. Das positive Saldo daraus von 30.000 pro Jahr sei höher als die laut 2025 prognostiziert konstant negative Geburtenbilanz. Letztere bedeutet, dass die Zahl der Sterbefälle jene der Geburten übersteigt. Ohne Zuwanderung würde die Bevölkerung hingegen bis 2080 auf 6,7 Millionen schrumpfen, so Thomas: "Österreich würde auf das Niveau von 1950 zurückfallen."

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Nicht in Österreich geboren

2019 lebten in Österreich 1,75 Millionen Menschen, die nicht hier zur Welt kamen, das entspricht 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bis 2040 werde ihre Zahl auf 2,23 Millionen (plus 28 Prozent) ansteigen, bis 2080 auf 2,67 Millionen (plus 53 Prozent gegenüber 2019). Der Anteil der nicht im Inland geborenen Personen werde somit bis 2040 auf 24 Prozent und bis 2080 auf 27 Prozent zunehmen. Die drei häufigsten Geburtsländer von Zugewanderten (Schnitt 2017/2019) waren Rumänien mit 19.000 Menschen, Deutschland mit 17.000 Personen und Österreich mit 13.000 zuerst aus- und dann wieder rückgewanderten Personen.

Druck auf Pensionssystem

Die Generation 65 plus wird laut Statistik Austria weiterhin zahlen- und anteilsmäßig stark zulegen. Dafür seien neben stagnierenden Geburtenzahlen und einer voraussichtlich weiterhin steigenden Lebenserwartung die starken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre verantwortlich, die jetzt ins Pensionsalter aufrücken. 2040 dürfte die Bevölkerung ab 65 um 48 Prozent größer sein als 2019, ihr Anteil an der Bevölkerung erhöhe sich von derzeit 18,9 auf 26,4 Prozent.

Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter von 20 bis unter 65 Jahren wird bis 2021 noch geringfügig über dem Niveau von 2019 liegen, danach bis 2040 um knapp 300.000 Personen (minus fünf Prozent) unter den derzeitigen Wert sinken. Nach 2040 bleibe die Zahl der Erwerbsfähigen voraussichtlich konstant. Die Zahl der unter 20-Jährigen werde noch leicht steigen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sinke jedoch mittelfristig von 19,3 (2019) auf 18,8 Prozent (2040).

Der Alterungsprozess sei unumkehrbar, sagte Thomas, und werde umlagefinanzierte Sicherungssysteme wie Pensionen oder Gesundheit massiv unter Finanzierungsdruck setzen. "Während 1950 auf eine Person im Pensionsalter noch sechs Personen im erwerbsfähigen Alter kamen, sind es heute nur noch drei Personen, und 2040 werden es nur noch zwei sein."

Wien als Wachstumsmagnet

Indes wächst der Osten Österreichs am stärksten. Überdurchschnittlich starke Zuwächse (plus zehn Prozent bis 2040 beziehungsweise plus 20 Prozent bis 2080) sind in Wien zu erwarten, das knapp 40 Prozent der internationalen Zuwanderung verbucht. Die Bundeshauptstadt werde laut Prognose im Jahr 2028 – wie zuletzt am Beginn des 20. Jahrhunderts – die Zwei-Millionen-Marke überschreiten. Wien wachse aufgrund der Zuwanderung, aber auch aufgrund von positiven Geburtenbilanzen, zudem altere die Hauptstadt schwächer als die anderen Bundesländer, weil starke Zuwanderung und Geburten die jüngeren Altersjahrgänge verstärken, führte Hanika aus.

In Kärnten ist hingegen – wie schon zwischen 2010 und 2013 sowie 2018 – mit leichten Verlusten zu rechnen, wodurch die Einwohnerzahl ab 2021 hinter Salzburg zurückfallen werde, das dann zum bevölkerungsmäßig sechstgrößten Bundesland aufsteigt. Für Niederösterreich wird ein überdurchschnittliches Wachstum prognostiziert, während der Trend in Salzburg und in der Steiermark unter dem Bundesschnitt liegt. Die erwartete Entwicklung im Burgenland sowie in Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg entspreche hingegen weitgehend dem Österreichschnitt. (APA, 19.11.2020)