Mit der Radeon 6800 (XT) spielt AMD zum ersten Mal seit 2012 wieder um die Leistungskrone mit.

Foto: AMD

Seit gestern (Mittwoch) Nachmittag ist es also so weit. Um 15 Uhr fiel der Startschuss für die Verfügbarkeit der ersten beiden Modelle aus dem neuen RX 6000-Grafikkartensortiment von AMD. Den Anfang der neuen Serie machen die RX 6800 und RX 6800 XT.

Für interessierte Käufer entpuppte sich der Launch allerdings als frustrierendes Erlebnis. In AMDs Webshop war der Lagerbestand laut Erfahrungsberichten binnen einer Minute ausverkauft. Ein Problem, mit dem auch Nvidia-Fans zum Marktstart der RTX 3000-Reihe Bekanntschaft schließen mussten und das im Vorfeld auch für die Premiere der AMD-Karten befürchtet worden war.

Kaum zu bekommen

Neben AMDs eigenen Varianten landeten auch erste Karten von Hardwarepartnern in den digitalen Schaufenstern mancher Händler. Aber auch hier sah es in Sachen Verfügbarkeit nicht gerade rosig aus. Der Basispreis der beiden Karten liegt eigentlich bei 579 (RX 6800) bzw. 679 Euro (XT). Wer AMDs eigenes Angebot verpasst hat und trotzdem schon jetzt zuschlagen will, muss jedoch teilweise über 800 Euro ausgeben – so er überhaupt einen Händler findet, der noch Lagerbestand hat oder kurzfristig liefern kann. Verschärft wird dies auch noch durch jene Leute, die eine der ersten Karten ergattern konnten und nun mit massivem Aufschlag weiter verkaufen.

Ob sich die Situation schnell entspannen wird, bleibt abzuwarten. In den kommenden zwei bis drei Wochen sollen jedenfalls einige weitere Hersteller mit ihren eigenen Karten in den Handel gehen. Am 8. Dezember folgt dann schließlich das vorläufige Spitzenmodell der Reihe in Form der RX 6900 XT.

Hardware-Experte Linus Sebastian schildert seine ersten Erfahrungen mit der RX 6800 und XT.
Linus Tech Tips

AMD spielt wieder oben mit

Auch wenn die neuen Karten bei Händlern damit fast so selten anzutreffen sind, wie Pinguine in der Arktis, gibt es für Anhänger von "Team Rot" gute Neuigkeiten. Denn gemäß den ersten Tests ist es AMD heuer gelungen, nach langer Zeit wieder konkurrenzfähig zu Nvidia zu sein, statt hauptsächlich mit günstigeren Preisen zu punkten. Und das, obwohl der Konkurrent die Latte bei der Vorstellung seiner RTX 3000-Reihe durchaus hoch gelegt hatte.

Die RX 6800 tritt als Alternative zur RTX 3070 in den Ring, die XT-Version hingegen misst sich mit der RTX 3080. Die RTX 3070 ist mit einem Basispreis von 519 Euro etwas günstiger als die RX 6800, während die RTX 3080 mit 719 Euro teurer ausfällt, als die RX 6800 XT. In der Praxis gibt es aber auch die Nvidia-Karten derzeit kaum für unter 700 Euro zu haben.

Schlagabtausch auf hohem Niveau

Mit 16 GB Videospeicher haben die RX-Karten aber nicht nur ein deutlich üppigeres Speicherpaket im Vergleich zu den 8 bzw. 10 GB der Nvidia-Konkurrenz. Sondern sie zeigen sich in vielen Benchmarks zumindest gleichwertig oder etwas flotter als die RTX-Modelle. Einzig bei der Raytracing-Performance zeigt sich die Hardware von "Team Grün" klar stärker. Die RX 6800 XT liegt hier laut Gamestar zirka auf dem Niveau der RTX 2080 aus 2018. Ein weiterer Vorteil der Nvidia-Karten ist ihre Kühllösung, die effizienter und leiser ist als AMDs traditionelles Design mit drei Lüftern.

"Tech-Jesus" Steve Burke testet die RX 6800 XT.
Gamers Nexus

Ein großer Nachteil ist hier, dass AMD noch kein Pendant zur KI-gestützten Auflösungsskalierung DLSS von Nvidia hat. Man arbeitet allerdings an einer eigenen Lösung. Dafür beherrschen die AMD-Karten "Smart Access Memory", das dem Prozessor effizienteren Zugriff auf den VRAM gibt, was die Gesamtperformance um ein paar Prozent erhöht. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Prozessor der Ryzen 5000-Reihe und Mainboard mit X570- oder B550-Chipsatz.

Nvidia hat allerdings angekündigt, dass man an einer vergleichbaren Lösung arbeitet, die per Treiberupdate auf den RTX 3000-Karten freigeschalten werden und mit neuen Intel-CPUs funktionieren soll.

Der Stand der Dinge am Donnerstagnachmittag auf eBay.
Foto: Screenshot

Abwarten oder Glück haben

Gamer haben also in dieser Saison die Qual der Wahl. Sowohl Nvidia, als auch AMD haben schlagkräftige Grafikkarten am Start, die sich in Sachen Preis und Performance wenig schenken. Das größte Hindernis ist momentan allerdings die Verfügbarkeit. Wer die Karten zu einem halbwegs angemessenen Preis bekommen möchte, braucht entweder Glück, oder wird sich möglicherweise bis Dezember oder gar bis ins Jahr 2021 hinein gedulden müssen. (gpi, 19.11.2020)