Binnen zwei Wochen wurde Honduras von zwei schweren Hurrikans getroffen.

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Auf der kolumbianischen Insel Providencia wurde fast die komplette Infrastruktur zerstört.

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In Nicaragua sind mehr als 400.000 Menschen vom Hurrikan Iota betroffen. In Puerto Cabezas entfernen Bewohner die Reste eines Hauses.

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Nur zwei Wochen nach dem schweren Hurrikan Eto traf der heftige Wirbelsturm Iota in Zentralamerika auf Land – und das innerhalb von 25 Kilometern. Mehr als ein Dutzend Menschen starben in Nicaragua – dort gilt Iota als der schwerste Hurrikan in der Geschichte des Landes –, weite Teile von Honduras und Guatemala wurden schwer getroffen. Hunderttausende Menschen mussten fliehen. Auf der kolumbianischen Insel Providencia wurden rund 95 Prozent der Infrastruktur zerstört. Die betroffenen Regionen werden in den nächsten Jahrzehnten unter den Schäden der beiden Stürme zu leiden haben.

Und es wird nicht leichter, sagen Experten. Denn die Klimaerwärmung und so der Anstieg der Temperaturen in den Weltmeeren tragen zu einem Phänomen bei, das die Vorhersage der Stärke von Hurrikans noch schwerer macht: die schnelle Intensivierung. Laut Definition spricht man dann von solch einem Phänomen, wenn ein Sturm binnen 24 Stunden seine maximal andauernde Windgeschwindigkeit um mindestens 35 Meilen pro Stunden oder rund 56 km/h erhöht. Eta und Iota legten rund 80 Meilen pro Stunde oder rund 129 km/h binnen 24 Stunden zu, bevor sie mit voller Wucht auf Land trafen.

Die genauen Ausmaße der Zerstörung dürften erst in den kommenden Wochen und Monaten sichtbar werden. Hilfsmannschaften sind bereits in den betroffenen Gebieten eingetroffen, doch einige Dörfer waren nach den starken Regenfällen, Überflutungen und Erdrutschen von der Außenwelt abgeschnitten.

Am Anfang war Hanna

Eigentlich werden Hurrikans schwächer, bevor sie Land erreichen, denn ihnen fehlt die warme, feuchte Meeresluft, die ihnen die Energie gibt. Die Stürme werden durch die Verdunstung des Meerwassers angetrieben. Werden die Ozeane wärmer, werden die Stürme stärker – denn Wasser verdampft an warmer Oberfläche schneller als an kalter. Vollends erforscht ist das Phänomen aber noch nicht.

Fest steht allerdings, dass in der heurigen Hurrikansaison des Atlantiks, die normalerweise vom 1. Juni bis zum 30. November dauert, insgesamt zehn Stürme solch eine schnelle Intensivierung durchlaufen haben. Zuerst war da Hurrikan Hanna, der am 25. Juli vom Golf von Mexiko auf die Padre Island des US-Bundesstaats Texas traf. Eigentlich war Hanna als tropischer Sturm vorhergesagt, doch kurz vor dem Auftreffen an Land gab sie noch einmal Gas und entwickelte sich schnell zu einem Hurrikan der Kategorie 1.

Höhere Wahrscheinlichkeit

In der diesjährigen Saison sehen Experten eine Warnung für die Zukunft. Die "Washington Post" zitiert unter anderen den Hurrikanforscher Kerry Emanuel vom MIT mit den Worten, dass man erkennen könne, wie der Klimawandel die Stürme beeinflusst. Laut der Wetter- und Ozeanbehörde NOAA lag die Wahrscheinlichkeit für eine rasche Intensivierung von Hurrikans in den frühen 1980er-Jahren noch bei 1:100. Mittlerweile – nur dreißig Jahre später – ist sie auf 1:20 angewachsen.

Und man geht davon aus, dass die heurige Saison nicht mit Ende November vorbei sein wird. Denn schon wieder formieren sich neue Systeme im Atlantik, die beobachtet werden. Zudem war es noch nie der Fall, dass sich nach Oktober Hurrikans rasch intensivieren und so stark wie Eto und Iota sind. (Bianca Blei, 20.11.2020)