Gärtner halten während des Lockdowns offen, Floristen wie Robert Bigl müssen schließen. Supermärkte dürfen derzeit keine Blumen verkaufen, tun es aber dennoch.

Foto: Andy Urban

"Der Lockdown erwischt uns zur denkbar ungünstigsten Zeit. Die Wochen vor dem ersten Adventsonntag sind für uns nach Muttertag die wichtigsten des Jahres. Die Leute kaufen Adventkränze und Gestecke. Blumen sind ja das günstigste Luxusprodukt. Dieses Geschäft zu verlieren ist für Floristen und ihre Lieferanten katastrophal.

In meinen 65 Filialen arbeiten 360 Mitarbeiter. Gemeinsam mit dem Lebensmittelhandel haben wir die verderblichste Ware der Wirtschaft. Wir haben unser Sortiment jetzt über die Caritas an Behindertenwerkstätten, Pensionisten- und Pflegeheime verschenkt, mussten natürlich aber auch viel entsorgen.

"Sinnlos, sich zu wehren"

Dass Spar, Hofer und Lidl trotz des Verbots des Gesundheitsministeriums weiterhin Blumen verkaufen, halte ich für unfair und rücksichtslos. Rewe verhält sich ehrenwerter. Uns rechtlich gegen Spar und Diskonter zu wehren hat aber wenig Sinn. Bis das durchgeht, ist der Lockdown Geschichte.

Ob die Österreicher Verständnis dafür hätten, heuer den ersten Adventsonntag ohne Kranz zu feiern? Ich bin mir sicher, die Hälfte unter ihnen hätte es.

Gerechnet habe ich weder mit den Geschäftsschließungen im Frühjahr noch mit jenen im Herbst. Aber sie sind alternativlos. Was soll die Regierung anderes tun, um die hohen Infektionszahlen zu senken? Wir müssen auf jene Rücksicht nehmen, die das Coronavirus kalt erwischt. Das bedeutet auch, auf Konsum zu verzichten.

Wir Floristen hätten die Kundenfrequenz ja gut im Griff gehabt. Aber nimmt die Politik beim Lockdown auf die Belange jeder einzelnen Branche Rücksicht, bleibt zum Zusperren wohl nicht mehr viel übrig.

"Hoffnung stirbt zuletzt"

Wir haben im Frühjahr den Fixkostenzuschuss beantragt. Bekommen haben wir ihn bisher nicht, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich hoffe auch, dass uns im November 60 Prozent des Umsatzverlustes ersetzt werden.

Dank Kurzarbeit konnten wir heuer alle Arbeitsplätze halten. Unsere Kunden blieben uns treu. Den Bau eines neuen Logistikzentrums haben wir aber aufs nächste Jahr verschoben – sofern kein dritter Lockdown kommt. Langweilig wird mir in den kommenden Wochen jedenfalls nicht. Unterm Jahr bleibt genug Arbeit liegen." (Verena Kainrath, 20.11.2020)