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Marko Arnautovic (31) ist auch im Fallen eine Stütze.

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Adrian Grbic (24) erzielte als Joker den späten Ausgleich.

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Franco Foda (54) ist trotzdem froh, das große Ziel erreicht zu haben.

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Hatte das 2:1 der österreichischen Fußballnationalmannschaft gegen Nordirland den Unterhaltungswert des Wetterpanoramas vom Vortag, gab es am Mittwochabend eine Steigerung. Das 1:1 gegen Not-Norwegen im Happel-Stadion war so aufregend wie das Wetterpanorama vom Vortag bei Nebel. Man hat nichts gesehen. Okay, der Sinn wurde erfüllt, der Aufstieg in Liga A der Nations League geschafft (findet 2022 statt). Spanien, Frankreich, Belgien oder Italien haben wenig zu befürchten. Das gilt für Portugal, England und sogar Deutschland.

Die Sympathien galten den Norwegern, deren A-Team war ja in Quarantäne, es musste eine Alternative herbeigezaubert werden. Und die blamierte Österreich, erreichte in der Heimat nahezu Heldenstatus. Die Tageszeitung Aftenposten schrieb: "Sie haben das Match nicht gewonnen, aber sie haben etwas mindestens genauso Wichtiges geschafft: Sie haben unsere Herzen gewonnen. Am 18. November 2020 wurden in Wien neue Helden geboren. Ausgerechnet jetzt, wo es der norwegische Fußball am nötigsten hatte."

Erklärungsbedarf

Im österreichischen Team herrscht Erklärungsbedarf. Die Corona-Saison begann ja erst im September, es gab acht Spiele, sechs Siege, ein Remis, eine Niederlage (2:3 Rumänien), Tore 14:7. Das klingt nicht schlecht, ist aber verzerrend. Denn man traf auf Gegner, die in der Weltrangliste deutlich hinter der Auswahl des Fußballbundes liegen. Je zweimal Norwegen, Rumänien und Nordirland, freundschaftlich verglich man sich mit Griechenland und Luxemburg. Spielerisch gab es keine Weiterentwicklung, die Mannschaft fand kaum Lösungen, es fehlte an Tempo, kein schnelles Umschalten, kein Tiefgang, technische Fehler im Ballbesitz. Von Kapazundern wie David Alaba müsste mehr kommen, Anspruch und Wirklichkeit liegen weit auseinander. Okay, das 2:1 in Oslo gegen das echte Norwegen war in Ordnung.

Zwei offensive Alternativen haben sich 2020 empfohlen, der 24-jährige Adrian Grbic und der 21-jährige Christoph Baumgartner. Grbic erzielte in sieben Einsätzen vier Tore. Der Legionär von Lorient harmoniert mit Marko Arnautovic. Warum Teamchef Franco Foda meist nur einen Stürmer aufstellt, speziell gegen schwächere Gegner, ist des Deutschen Geheimnis. Die Doppel-Sechs muss offenbar sein. Apropos Arnautovic: Der 31-Jährige versäumte die ersten sechs Partien, konnte nicht raus aus China. Nun bewies er, dass er nach wie vor zu den Stützen zählt, die wenigen gefährlichen Offensivaktionen gingen von ihm aus. Arnautovic bleibt ein Kandidat für geniale Momente. Noch etwas Positives: Das Hygienekonzept des ÖFB funktionierte, es gab während der drei Lehrgänge keinen Corona-Fall, die Blase ist nicht geplatzt.

Dünnhäutig

Die Spieler reagierten auf Kritik mitunter dünnhäutig. Foda, der einen Punkteschnitt von 2,1 aufweist, tickte ähnlich. "Wir haben es wieder einmal nicht geschafft, ein gutes Spiel zu machen. Wir wissen selber nicht, warum", sagte Abwehrchef Martin Hinteregger, die selbstkritische Ausnahme. "Wir hadern selber mit uns. Trotzdem haben wir es geschafft." Er sehnt die Rückkehr der Fans herbei. "Wenn die Hütte voll ist, kommen auch die großen Gegner und nicht immer kleinere."

Foda führte das belanglose Auftreten auf den straffen Terminplan zurück. "Bei dem einen oder anderen fehlt die Frische. Es sind Menschen, keine Maschinen." Trotzdem habe man ordentliche Leistungen abgeliefert. "Aber nicht über 90 Minuten." Die Erwartungshaltung sei gestiegen. Es gelte, Lehren zu ziehen. "Es ist durchaus eine Überlegung, dass wir in Pflichtspielen mehr rotieren. Vor allem wenn die Spieler überstrapaziert sind."

Am 7. Dezember wird die WM-Quali gelost, Österreich liegt im Topf zwei. Im März geht sie los. Höhepunkt ist dann die EM im Juni, Nordmazedonien, Niederlande und Ukraine sind die Gruppengegner. Vergleiche mit stärkeren Gegnern machen Sinn, denn nur von den Besseren kann man lernen. Damit das Wetterpanorama den Reiz verliert. (Christian Hackl, 19.11.2020)