Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Nein, hier geht es nicht um den “Erlkönig“ von Goethe oder gar den ebenso benannten, getarnten Prototyp eines Autos, bei dem die Hersteller versuchen, das genaue Aussehen der Fahrzeuge geheim zu halten. Der Hauptakteur ist ein mutiger weißer Ritter in der Gestalt von Robert Misik, der ausreitet, um den weisen weißen Partriarchen Andreas Khol in seine Schranken zu weisen. Die Redewendung "jemanden in die Schranken weisen" geht übrigens auf ein mittelalterliches Ritterturnier zurück. Kämpfe, wie zum Beispiel “Lanzenstechen“ wurden auf einem Kampfplatz ausgetragen, der durch Holzbalken (Schranken) genau abgesteckt war - dies nur als Info am Rande, um für Sie einen ein wenig phallisch-patriarchalen Duktus und testosterongeladenes Framing einzubauen.

Misik ist zweifelsfrei ein großer Intellektueller und couragierter Mann, der sich mit dem rechten Recken Andreas Mölzer auf dem Privatsender OE24 duelliert und dies bis dato ohne Schmiss überlebt hat. Nun zeigt der Journalist dem Ex-Nationalratspräsidenten Andreas Khol von der ÖVP, wo der sprichwörtliche “Hammer“ hängt. Die nicht Gentleman-artige Verbalentgleisung von Khol gegenüber Pamela Rendi-Wagner - Reizwort “eine Auflegen“ - behagt dem Schriftsteller und Autor eines politischen Portraits von Christian Kern nicht besonders und er würde diese gerne auf die Müllhalde der Sprachgeschichte befördern. Daher springt er ebenso für Kerns Nachfolgerin in die Bresche.

Witzeling

Zeigen, wo der Barthel den Most holt

Ebenjene Frau und SPÖ-Chefin, die - frei nach dem ÖVP-Politiker - schier danach verlangen würde, dass "man ihr eine auflegt“, kann sich garantiert selbst verteidigen und ihm zeigen, wo der “Barthel den Most holt“. Im Übrigen eine Chance, um an Profil zu gewinnen, indem man den Fehdehandschuh der bösen, alten, weißen Männer aufnimmt. Dazu braucht es keinen Helden, wenn auch mit besten Absichten. Die Ikone der Frauenbewegung und Emanzipation, Simone de Beauvoir, analysierte im Kontext des Phänomens der über- oder unterschwelligen Abwertung und Aggressionen ihren Geschlechtsgenossinnen gegenüber treffend: “Niemand ist den Frauen gegenüber aggressiver oder herablassender als ein Mann, der seiner Männlichkeit nicht ganz sicher ist.“ Dem kann ein Mann nur zustimmen. Scherz beiseite, im Kampf der Geschlechter oder im gesellschaftlichen Wettkampf geht es - so unromantisch es klingen mag - immer nur um Macht. Dies sollte uns in einer Zeit, in der wir uns über Kapital, Konsum und Äußerlichkeiten definieren, immer bewusster werden.

Khol kam wegen seiner Aussage zu Rendi-Wagner unter Kritik.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Aufstieg von Frauen - Qualität setzt sich durch

Qualität setzt sich, ob in der Natur, Wirtschaft oder Politik, über kurz oder lang durch. Der Siegeszug von kompetenten Frauen ist ebenso wie jener von kompetenten Männern nicht aufzuhalten, auch wenn bestimmte Rahmenbedingungen diesen verlangsamen konnten. Gerade die aktuelle Corona-Krise wird den Einsatz der besten Köpfe verlangen und Intelligenz kennt kein Geschlecht. Soviel zum Thema Emanzipation. Der Autor und weise Patriarch muss jetzt leider den Geschirrspüler ausräumen und die Wäsche aufhängen. (Daniel Witzeling, 25.11.2020)

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