Wolfgang Katzian in der "ZiB 2".

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Der Vorschlag einer Verlängerung der Geschäftszeiten und einer Sonntagsöffnung vor Weihnachten von Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer lässt die Emotionen hochkochen. Wie sich das bei einem gestandenen Gewerkschafter wie Wolfgang Katzian auswirkt, konnte man am Donnerstag in der ZiB 2 hören und sehen.

Katzian spricht bekanntlich die Stimme des Volkes und ist selten um ein Wort verlegen. Auf die Frage von Moderatorin Lou Lorenz- Dittlbacher nach seinem Standpunkt bot er – ganz Gewerkschafter – sogleich Verhandlungen an: Noch habe niemand mit ihm gesprochen, aber sollte die Wirtschaftskammer mit ihrem Wunsch vorstellig werden, hätte die Gewerkschaft gern ihrerseits Wünsche vorgebracht, nämlich jene nach Maskenpause und Corona-Tausender. Damit konnte Katzian sicher sein, dass die sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen schon wieder beendet sein dürften. Die Wirtschaftskammer hat beides bereits mehrfach abgelehnt.

"Wenn man mit uns reden will"

Ob man nicht noch einmal darüber reden könne, hakte Lorenz-Dittlbacher nach. "Mit uns kann man über alles reden", sagte Katzian. "Wenn man mit uns reden will." Katzian führte allerdings ein weiteres Argument an, von dem bisher kaum die Rede war: Wolle man das Weihnachtsgeschäft ankurbeln, brauche es Menschen, die "auch ein Geld haben". Angesichts von Kurzarbeit, Einkommensverlust und hoher Arbeitslosigkeit könnte das tatsächlich für gar nicht so wenige eine Herausforderung bedeuten, argumentierte der Gewerkschafter.

"Und denen sollen wir sagen, ihr sollt das Weihnachtsgeschäft retten?" Überdies höre er, Katzian, bereits "wahnsinnige Ideen" über eine Jänner-Sonntagsöffnung. Schon klar, es hapert ein wenig an der Argumentation. Denn wären die Geschäfte länger und an Weihnachtssonntagen offen, die Menschen würden kommen – mit oder ohne Geld und in Scharen. Verteilen, wie Mahrer sich das vorstellt, würden sie sich aber nicht. Auch schon egal, könnte man sagen. Der nächste Lockdown kommt sowieso bestimmt. Vielleicht könnten Politsprechschüler mit ihren ausgeleierten Phrasen zwischen "Es braucht jetzt" und "Jetzt geht's darum" trotzdem ein wenig Katzianisch lernen. (Doris Priesching, 20.11.2020)