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Stepanakert/Jerewan (Eriwan)/Baku – Nach dem Waffenstillstand in der Südkaukasus-Region Bergkarabach hat Aserbaidschan mit der Übernahme von Gebieten begonnen, die bisher von Armenien kontrolliert wurden. Das Verteidigungsministerium in Baku teilte Freitag früh mit, die Armee habe das Gebiet Ağdam erreicht, das Armenien gemäß des vor mehr als einer Woche geschlossenen Waffenstillstandsabkommens an Aserbaidschan übergeben muss.

Die verfeindeten Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan hatten sich vergangene Woche unter russischer Vermittlung nach sechswöchigen schweren Kämpfen auf einen Waffenstillstand in der umstrittenen Kaukasusregion Bergkarabach geeinigt. Das Abkommen sieht vor, dass beide Kriegsparteien jene Gebiete behalten dürfen, in denen sie derzeit die Kontrolle haben – für Armenien bedeutet das große Gebietsverluste.

Bergkarabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Todesopfern. Die selbsternannte Republik wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die Kämpfe waren Ende September wieder voll entbrannt. Bei den Kämpfen wurden mehr als 2300 armenische Soldaten getötet, wie das armenische Gesundheitsministerium am Samstag meldete. Aserbaidschan äußerte sich bisher nicht zur Zahl der auf seiner Seite getöteten Soldaten. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte vor wenigen Tagen von insgesamt mehr als 4000 Toten gesprochen. (APA, 20.11.2020)