In Österreich hat der Handel sonntags geschlossen – es gibt allerdings eine Reihe von Ausnahmen.

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Wien – Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind, sondern auch die Debatte um Sonntagsöffnungszeiten im Handel. Diesmal wurde sie von Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer angestoßen. Er will, dass Geschäfte an den zwei Adventsonntagen im Dezember offen bleiben dürfen – um das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln und Stoßzeiten zu entschärfen, so die Argumentation. Der erneute Vorstoß kam nicht überall gut an – Arbeiterkammer, Gewerkschaft und Kirchen übten prompt scharfe Kritik. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian legte nach seiner anfangs ablehnenden Position allerdings nach: Prinzipiell könne man mit der Gewerkschaft "über alles reden" – dann müsse aber auch der Coronatausender und die Maskenpause im Handel Thema sein.

Was hierzulande seit Jahren Streitthema ist, wird in vielen anderen Ländern Europas längst praktiziert. In der Schweiz können Einkäufe vielerorts auch am Sonntag getätigt werden, in Frankreich haben vor allem kleinere Geschäfte geöffnet. In Italien tobt zwar auch seit Jahren ein Streit um Ladenöffnungen am Sonntag – bisweilen kann man in Österreichs Nachbarland am Sonntag aber nicht nur Lebensmittel kaufen, sondern oft nach Lust und Laune shoppen gehen. Ähnliche Regelungen gibt es in Ungarn und der Slowakei. In Deutschland bleiben Läden sonntags generell zu, die Länder können aber Ausnahmen schaffen. In Berlin dürfen Geschäfte beispielsweise an acht Sonntagen im Jahr geöffnet bleiben.

Viele Ausnahmen zur Regel

Und auch in Österreich gibt es – wie so oft – ein paar Ausnahmen zur Regel. Wann und wo hierzulande am Tag des Herrn eingekauft werden kann, ist Sache der Bundesländer. Dabei gibt es neben Sonderregelungen für Bahnhöfe oder Tankstellen durchaus einige skurrile Ausnahmen, wie der Homepage der Wirtschaftskammer zu entnehmen ist. In Wien dürfen am Sonntag neben Souvenir- etwa auch Süßwarengeschäfte offen halten. In der Steiermark gibt es Ausnahmen für Wallfahrtsorte, damit Pilger "religiösen Schmuck" oder Reiseproviant erstehen können. Ausnahmen gibt es auch für den Sommer- und Wintertourismus. In Eisenerz dürfen sonntags in manchen Monaten Obst und Getränke vertrieben werden; auch in Bärnbach gibt es Ausnahmen – Früchte dürfen hier aber offenbar nicht verkauft werden.

Kärnten erlaubt geöffnete Supermärkte in den Sommermonaten. Vorarlberg stellt einige Tourismus-Gemeinden vor die Wahl: Sie können sonntags entweder vormittags oder nachmittags zwei Stunden öffnen. Für andere Gemeinden in dem Bundesland sind es vier Stunden.

Eine österreichweite Lösung scheiterte bisher am Widerstand aus vielen Ecken: Kirchen sehen das sonntägliche Familienleben in Gefahr, die Gewerkschaft der Handelsangestellten schlägt in eine ähnliche Kerbe. Die Arbeiterkammer erinnerte in der neu entfachten Diskussion an das Problem der Kinderbetreuung am Sonntag sowie die Notwendigkeit der Erholung. Auch der Handelsverband ist gegen eine Offenhaltepflicht – zumal die Personalkosten am Sonntag durch den 100-prozentigen Zuschlag hoch seien. (red, 20.11.2020)