New York – Die Vereinten Nationen haben wegen der anhaltenden Kämpfe in Äthiopien die Einrichtung humanitärer Korridore zur Unterstützung der Zivilbevölkerung gefordert. "Wir sind sehr besorgt über die Lage in Äthiopien", sagte UNO-Generalsekretär António Guterres am Freitag in New York. Die Afrikanische Union (AU) ernannte drei Sondergesandte, die einen Vermittlungsversuch in dem Konflikt zwischen der abtrünnigen Region Tigray und der äthiopischen Regierung unternehmen sollen.

Seit Ausbruch des Konflikts sind bereits mehr als 30.000 Menschen über die Grenze in das Nachbarland Sudan geflüchtet. Guterres warnte vor "dramatischen humanitären Auswirkungen" auch im Sudan. Wo die von der UNO geforderten Korridore für humanitäre Hilfslieferungen liegen könnten, sagte er nicht.

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Zerstörte Gebäude in der Umgebung des Flughafens von Dansha im umkämpften Gebiet.
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Angebote abgelehnt

Er habe mit wichtigen regionalen Akteuren – darunter die Regierungschefs von Äthiopien, Sudan und Südafrika – über die Krise gesprochen, fügte Guterres hinzu. Bisher hätten die äthiopischen Behörden alle Vermittlungsangebote in dem Konflikt abgelehnt.

Die Afrikanische Union (AU) will demnächst drei Sondergesandte zur Vermittlung nach Äthiopien schicken. Mosambiks Ex-Präsident Joaquim Chissano, Liberias Ex-Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf und Südafrikas Ex-Präsident Kgalema Motlanthe würden versuchen, in dem Konflikt zu vermitteln, kündigte der südafrikanische Staatschef Cyril Ramaphosa an. Südafrika hat derzeit den AU-Vorsitz inne.

Raketen auf Nachbarregion

In der äthiopischen Grenzregion Tigray gibt es seit Monaten Spannungen. Die dort regierende Volksbefreiungsfront TPLF dominierte drei Jahrzehnte lang die äthiopische Politik, bevor Ministerpräsident Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam. Die TPLF erkennt Abiy, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, nicht an. Anfang des Monats entsandte Abiy Streitkräfte nach Tigray, wodurch sich der Konflikt mit der TPLF deutlich verschärfte.

Am Freitag schoss die TPLF erneut Raketen auf die Hauptstadt der Nachbarregion Amhara ab, wie ein Sprecher der Region mitteilte. Es gab demnach weder Verletzte noch Schäden in der Stadt Bahir Dar.

Hunderte Menschen wurden bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet, Tausende flohen aus dem Konfliktgebiet. Beobachter befürchten zudem, dass sich die Krise ausweiten und die ganze Region destabilisieren könnte. (APA, 21.11.2020)