Hebein wurde nicht zur Klubchefin der Wiener Grünen im Rathaus gewählt.

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Die Grünen haben ein durchaus witziges Modell gefunden, Politik zu betreiben und dabei für Kurzweile und Abwechslung zu sorgen: Sie stellen gleich auf mehreren Ebenen die Opposition zu sich selbst.

Die Wiener Grünen sind gespalten. Es gibt jetzt einen Funktionärsklüngel, das sind die Abgeordneten, die sich die wichtigen Chefposten – ein Mal Klubchef und zwei Mal Stadträte (wenn auch nicht amtsführend, aber finanziell lukrativ) – unter sich aufgeteilt haben. Die an sich erfolgreiche – wenn auch im Umgang etwas schwierige Parteichefin – wurde vom Klub demontiert: Für Birgit Hebein gibt es leider kein Amt.

Konsequenterweise und dem Misstrauen folgend verzichtet Hebein auch auf ihr Mandat im Landtag – bleibt aber Parteichefin. Sie will einen harten Oppositionskurs fahren, und zwar gegen jene, die den Klub bilden, aber auch gegen jene, die auf Bundesebene in der nicht sehr beliebten Koalition mit der türkisen Volkspartei unter Sebastian Kurz sitzen.

Hebein fühlt sich der Basis verpflichtet, die sie in einer Urabstimmung zur Chefin gemacht hat. Das wird für alle anderen unangenehm: für den grünen Funktionärsklub, der sich mit der Vertrauensfrage konfrontiert sieht, und für die Bundesgrünen, denen von ihrer stärksten Landesgruppe eiskalter Wind entgegenweht. Originell ist das schon: Die Parteichefin verbündet sich mit der Basis gegen die eigenen Funktionäre. Ein politisches Erfolgsrezept wird das eher nicht sein. (Michael Völker, 22.11.2020)