Physische Karte der Impaktstruktur Serra da Cangalha in Brasilien.
Foto: Gottwald, Kenkmann, Reimold: Terrestrial Impact Structures, The TanDEM-X Atlas, Verlag Dr. Friedrich Pfeil

In den viereinhalb Milliarden Jahren ihres Bestehens war die Erde einem beständigen Beschuss durch Asteroiden und kleinere Himmelskörper ausgesetzt. Es gab Phasen des Dauerfeuers wie das sogenannte Late Heavy Bombardment vor 3,95 Milliarden Jahren und lange Zeiten der Ruhe, die nur gelegentlich von einem größeren Einschlag unterbrochen wurden (mitunter allerdings mit schweren Konsequenzen wie bei dem Ereignis vor 66 Millionen Jahren).

Erosion sorgt dafür, dass die Narben, die solche Geschosse in der Oberfläche unseres Planeten hinterlassen, überdeckt werden. So wurden bis heute nur etwas mehr als 200 größere Einschlagskrater entdeckt – ein Bruchteil dessen, was die Erde an Schlägen einstecken musste. Impaktstrukturen wie der 200 bis 250 Kilometer durchmessende Krater im kanadischen Sudbury-Becken oder der 50 Kilometer große Siljan-Krater in Schweden legen ein Zeugnis dieser bewegten Vergangenheit ab.

Gottwald, M., Kenkmann, T., Reimold, W. U. (2020): "Terrestrial Impact Structures. The TanDEM-X Atlas. Part 1 and 2", 608 Seiten, € 128, München 2020.
Foto: Pfeil, F

Imposanter Band für imposante Strukturen

Solchen Strukturen hat der Geologe Thomas Kenkmann von der Universität Freiburg im Breisgau zusammen mit dem Mineralogen Wolf Uwe Reimold von der Universität Brasilia und Manfred Gottwald vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen Bildband gewidmet. Auf 600 Seiten gibt der zweibändige Atlas "Terrestrial Impact Structures" einen Überblick über sämtliche bekannten Einschlagkrater.

Die Forscher präsentieren die mehr als 200 Impaktstrukturen in hochaufgelösten topografischen Karten und Satellitenbildern. Die Bilder werden ergänzt durch detaillierte geologische Beschreibungen und Aufnahmen der Kraterstrukturen und deren Gesteine, um die Grundlagen des jeweiligen Einschlagsprozesses zu vermitteln.

Die Kartierung dessen, was von einstigen Einschlägen heute noch auf der Erdoberfläche zu sehen ist, kann von Satelliten aus erdnahen Umlaufbahnen vorgenommen werden. In den Jahren 2010 bis 2016 gelang es dem DLR, die Erdoberfläche mit den Radarsatelliten der TanDEM-X-Mission zu vermessen. Aus diesen Daten entstand zum ersten Mal ein weltweites Geländemodell mit einer Höhengenauigkeit von bis zu einem Meter, das zur Grundlage dieses Atlas wurde. (red, 10. 1. 2021)