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Joe Biden und Antony Blinken kennen einander schon lange.

Foto: REUTERS/Jonathan Ernst/File Photo

Bereits als Schüler war Antony Blinken ein Botschafter der amerikanischen Werte im Ausland. Im Alter von neun Jahren zog der Sohn einer jüdischen Familie aus New York City mit seiner Mutter, der Musikwissenschafterin Judith Pisar, nach Frankreich. Dort lebte ihr neuer Mann, Samuel Pisar, Anwalt und Holocaust-Überlebender. Und so ist der Posten als US-Außenminister in einer Regierung unter Joe Biden für den heute 58-Jährigen nur die logische Konsequenz. Am Montagabend bestätigte das Biden-Team diese Personalentscheidung.

Im Paris der 1970er-Jahre entdeckte Blinken den Fußball für sich und spielte später Gitarre in einer Band. Das Instrument hat er nie aufgegeben, der glühende Beatles-Fan ist mit zwei Songs unter "ABlinken" auf Spotify vertreten: "Lip Service" und "Patience".

Washingtoner Luft

Mit der Rückkehr in die Vereinigten Staaten begann für Blinken schließlich der Aufstieg auf der Karriereleiter. Nach seinem Abschluss in Harvard studierte er Rechtswissenschaften an der Columbia University und praktizierte Recht in New York City und Paris. Gemeinsam mit seinem Vater Donald, der US-Botschafter in Ungarn war, organisierte er zudem Spendenveranstaltungen für die Präsidentschaftskampagne des Demokraten Michael Dukakis, der 1988 George Bush unterlag.

Doch damit schnupperte Blinken nur zum ersten Mal die Washingtoner Luft. Für Präsident Bill Clinton schrieb er später Reden und lernte während der Zeit im Weißen Haus auch seine künftige Frau Evan Ryan kennen, die im Team von First Lady Hillary Clinton war. 2002 wurde das Paar von einem Rabbi und einem katholischen Priester verheiratet.

Iran-Atomabkommen

Als George W. Bush ins Weiße Haus einzog, wechselte Blinken als Stabschef in den Auswärtigen Ausschuss des Senats, dessen Vorsitzender Joe Biden war. Unter Barack Obama stieg er bis zum stellvertretenden Außenminister auf. Er gilt als einer der Architekten des Iran-Atomabkommens.

Als Außenminister dürfte Blinken für einen stärkeren Einsatz der US-Macht im Kampf für Menschenrechte stehen und sich klarer gegen Menschenrechtsverletzungen in Russland und China stellen. Bereits 2013 war er für einen Militärschlag in Syrien, als bekannt wurde, dass Bashar al-Assad Chemiewaffen gegen die Bevölkerung einsetzte. 2017 applaudierte er Donald Trump für einen solchen Schritt.

Da endet aber bereits die Gemeinsamkeit mit dem aktuellen Präsidenten. Denn als überzeugter Multilateralist wird Blinken in starkem Kontrast zu dessen "America first"-Kurs stehen. (Bianca Blei, 23.11.2020)