Nicolas Sarkozy nimmt kein Blatt vor den Mund.

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Er kommunizierte auch mit seinem Anwalt unter einem falschen Namen, doch es half nichts: Paul Bismuth alias Nicolas Sarkozy, Präsident der französischen Republik von 2007 bis 2012, muss sich seit Montag vor einem Pariser Gericht wegen Bestechung verantworten. Der 65-jährige Republikaner erschien mit einer Gesichtsmaske im Pariser Gerichtsgebäude. Nach kurzer Beratung vertagte der Richter die Verhandlung wegen der Corona-Gefährdung eines 73-jährigen Mitangeklagten auf Donnerstag. Dann sollen die Vorwürfe aber sofort zur Sprache kommen.

Sarkozy soll einem Beamten einen begehrten Justizjob im Fürstentum Monaco versprochen haben – und dies im Gegenzug für vertrauliche Auskünfte über den Verfahrensstand in der sogenannten Bettencourt-Affäre.

Der Posten in Monaco wurde zwar anderweitig besetzt, und die Bettencourt-Affäre endete für Sarkozy mit einer Verfahrenseinstellung. "Monsieur Bismuth" muss dennoch beim Richter antraben. Erstmals überhaupt sitzt damit ein französischer (Ex-)Präsident wegen Korruption auf der Anklagebank. Jacques Chirac war wegen Veruntreuung verurteilt worden.

Sarkozy hat außerdem noch drei weitere Affären am Hals. 2021 könnte er vor Gericht kommen, weil er in der Präsidentschaftskampagne 2012 bei den Ausgaben schummelte. Die Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar könnte er mitmanipuliert haben. Die angebliche Kampagnenfinanzierung durch den libyschen Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi hat sich bisher nicht bestätigt.

Zukunftshoffnung

Politisch zieht Sarkozy bei den konservativen Républicains immer noch viele Fäden. Viele sehen in ihm den einzigen Parteileader mit Charisma und wollen ihn zu einer Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2022 überreden. Die Justizaffären dürften das schwierig machen.

Pariser Medien orten schon einen Deal: Sarkozy überlässt Emmanuel Macron das Feld, erhielte aber seinen Segen, wenn dieser Corona-bedingt oder aus einem anderen Grund nicht selbst antreten könnte. (Stefan Brändle aus Paris, 23.11.2020)