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In Wien gibt es keine Stadtseilbahn – anders als etwa in London: Diese verbindet die Stadtteile Greenwich und Docklands über die Themse hinweg.

Foto: Tal Cohen / EPA / Picturedesk

Die Seilbahnpläne der Wiener Neos sorgen für Aufsehen – und haben es mit ein paar Zeilen sogar in das Programm der rot-pinken Stadtregierung geschafft. Darin heißt es, dass die Machbarkeit von Seilbahnen in Wien bis zum Jahr 2022 geprüft wird. Ein Projekt wird im Koalitionspakt hervorgehoben: eine Seilbahn zwischen Hütteldorf und Ottakring, die auch das Otto-Wagner-Areal samt Kirche am Steinhof besser anbinden soll.

Kosten zwischen 60 und 75 Millionen Euro geschätzt

Entwickelt hat das Projekt bereits 2017 Wolfgang Gerold, seines Zeichens Neos-Bezirksrat in Penzing. Die Pinken haben seine Idee dann im Wahlprogramm für die Gemeinderatswahl übernommen. In einem aktuellen Folder der Neos von Juli 2020 werden weitere Details genannt: So soll die 4,8 Kilometer lange Einseilumlaufbahn sieben Stationen umfassen: Bahnhof Ottakring, Wilhelminenspital, Ottakringer Bad, zwei Stopps beim Otto-Wagner-Areal, Hütteldorfer Bad und Hütteldorf. Die Kosten werden mit 60 bis 75 Millionen Euro angegeben. Die Fahrzeit soll 18 Minuten dauern. Pro Stunde und pro Richtung sollen 2000 Personen transportiert werden können.

Woher aber haben die Neos diese konkreten Zahlen für das Projekt? Bezirksrat Gerold räumt ein, dass er "nicht vom Fach" sei. Die Zahlen habe er sich selbst zusammengesucht, eine große Studie habe es noch nicht gegeben. Bei einigen Terminen mit Vertretern des Vorarlberger Seilbahnunternehmens Doppelmayr seien die Zahlen von Gerold aber eingehend "besprochen" worden. "Ich wollte meine Berechnungen absichern lassen." Geld sei laut Gerold keines geflossen.

"Grobe Annahmen", "Schätzcharakter"

Bei Doppelmayr bestätigt man auf STANDARD-Anfrage die Gespräche, die 2017 stattgefunden hätten. Die Daten würden aber nur "auf groben Annahmen" beruhen und hätten "Schätzcharakter". Sollte das Vorhaben Fahrt aufnehmen, würde man aber gerne das "weltweit erworbene Know-how in der Stadt- und Verkehrsplanung mit urbanen Seilbahnen" einbringen.

Gerold verwies darauf, dass die von SPÖ und Neos geplante Machbarkeitsstudie für dieses Projekt zeigen werde, wie realistisch eine Umsetzung ist. In der Hand haben das Vorhaben aber Ressorts mit roten Stadträten: Für die Stadtplanung ist künftig Ulli Sima zuständig, Peter Hanke verantwortet Finanzen und Wiener Linien.

Seilbahnverlängerung gleich zum Auhof Center

Dass Stadtseilbahnen eine gute Ergänzung zu den bisherigen öffentlichen Verkehrsmitteln sein können, lasse sich etwa in London, La Paz oder Funchal beobachten, so Gerold. Bei der "Stadtseilbahn Otto Wagner" von Ottakring nach Hütteldorf käme auch noch "das touristische Potenzial" dazu. Zudem soll ab 2025 auch der Campus der Central European University (CEU) auf dem Otto-Wagner-Areal in Betrieb genommen werden. Bis zu 2500 Studierende sollen hier im Vollausbau studieren. Aktuell ist die Verkehrsanbindung des Otto-Wagner-Areals mit zwei Buslinien aber mehr als dürftig. Gerold kann sich auch vorstellen, dass die Streckenführung der Seilbahn nicht in Hütteldorf endet, sondern Richtung Auhof Center weitergeführt wird. Das sei sinnvoller als eine U4-Verlängerung. Diese würden die Neos aus Kostengründen ablehnen.

Von Stadlau via Prater zum Hauptbahnhof gondeln

Außerdem werden weitere pinke Seilbahnpläne verfolgt: von Stadlau via Prater zum Hauptbahnhof lautet eine Variante – "um die Südosttangente zu entlasten", meint Gerold. Eine pinke Idee wäre auch, den Küniglberg per Seilbahn mit dem Westbahnhof zu verbinden. Offen ist, wie die SPÖ diese Vorstöße beurteilt. Die jüngsten Seilbahnpläne in Wien sind jedenfalls allesamt gescheitert: Zuletzt war das ein von der Wirtschaftskammer und Vertretern der ÖVP forciertes Projekt einer Gondelbahn von der U6-Station Neue Donau auf den Kahlenberg. (David Krutzler, 24.11.2020)