Wirtschaftsministerin Schramböck hat das Thema KI für Österreich noch nicht abgeschrieben. Man sei besser unterwegs, als die meisten glauben.

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Wien – Als das Beste oder das Schlimmste, was der Menschheit passieren könne, bezeichnete der berühmte Physiker Stephen Hawking einst die künstliche Intelligenz (KI). Für beide Seiten gibt es bereits zahlreiche Beispiele. Besserer Krebsdiagnostik und gesteigerter Effizienz in der Produktion steht beispielsweise politische Manipulation gegenüber. Fest steht jedenfalls, dass diese Technologie aus unser aller Leben nicht mehr wegzudenken ist.

"Die KI-Anwendungsfälle für heimische Unternehmen sind da, Kunden und Anbieter müssen nur stärker zusammengeführt werden", beschreibt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) am Dienstag die aktuelle Situation. Aus diesem Grund habe man gemeinsam mit der staatlichen Förderbank AWS und Branchenvertretern ein neues Instrument zur besseren Vernetzung entwickelt: den KI-Marktplatz. Ziel ist ein Überblick über das heimische Angebot für KI, damit Firmen rasch Partner für ihre Projekte finden können.

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In den Grundzügen hat das Konzept etwas von einer Datingplattform. KI-Anbieter suchen Kunden und vice versa, auf diesem Marktplatz sollen sie zusammengeführt werden. Schramböck zufolge gebe es ein derartiges Instrument europaweit bisher nicht. Der Marktplatz übernehme allerdings nicht nur eine Vernetzungsfunktion. 27.000 nationale und 4.000 internationale Datensätze stehen zur Verfügung, die helfen sollen, KI zu trainieren. Auch Forschungseinrichtungen können teilnehmen und ihre Projekte präsentieren.

Diese Plattform gilt als Teil einer Strategie, mit deren Hilfe Österreich den Rückstand etwas verringern soll. Schramböck spricht von einer "Aufholjagd, da Europa bisher einiges verschlafen hat". 50 Anbieter seien bereits an Bord, jetzt gehe es darum, Klein- und Mittelbetriebe darauf aufmerksam zu machen und ihnen die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten näherzubringen.

Wie groß ist der Rückstand

Dass Europa in Sachen KI schon lange den Anschluss gegenüber den USA und China verloren hat, gehört schon lange fest zur Diskussionen und Berichterstattung über das Thema. Das sieht Clemens Wasner vom Verein AI Austria anders. Er war auch an der Entwicklung des Marktplatzes beteiligt und gilt als "Klassensprecher der AI-Community" in Österreich. "Die meisten Studien lassen vermuten, dass sich in Österreich bei dem Thema nicht viel tut, das stimmt aber nicht. Diese Studien fokussieren sich meist nur auf Investments." Staatliche Förderungen bekämen darin keine Aufmerksamkeit, und somit wirke es automatisch so, als hinke Österreich weit hinterher.

Sowohl Schramböck als auch Wasner sprechen von rund 200 Unternehmen, die hierzulande im dem Feld aktiv sind. Das seien sehr viele für ein kleines Land wie Österreich. Die breite Masse wisse überdies nicht, wie stark die KI bei der Krebsforschung oder Stimmerkennung zum Einsatz komme. 50 dieser 200 Firmen sind bisher am Marktplatz registriert.

Ingenieure und KI

Ein weiterer Mitentwickler der Plattform, Michael Hirschbrich von Updatemi, attestiert Österreich viel Potenzial im industriellen Bereich und im Anlagenbereich: "Unsere KMUs haben hervorragende Ingenieure. Wenn die sich mit den KI-Anbietern zusammentun, können sie ein Feld erschließen, wo auch die Amerikaner und Chinesen noch nicht viel erreicht haben." Konkret spricht Hirschbrich vom Medizinbereich, von Vorhersagemodellen im Handel, von angewandter Forschung und nicht von Hardware-Produktion. (Andreas Danzer, 24.11.2020)