Der Verein Aktion Leben will es ganz genau wissen und fordert seit Jahren Statistiken über Abtreibungen – und Informationen darüber, welche Motivation dahintersteckt.

Foto: Robert Newald

Es ist eine Forderung, die der Verein Aktion Leben seit vielen Jahren wiederholt. Aktuell auch in Form einer Bürgerinitiative: In Österreich soll es eine anonymisierte Statistik über Schwangerschaftsabbrüche und eine anonyme Erforschung der Motive geben, aus denen Frauen abtreiben. Dies fordert Aktion Leben unter dem Titel "Leben fördern. Fakten helfen". Der Verein, der Beratungen für Schwangere anbietet, wird von vielen Frauenrechtlerinnen dafür kritisiert, kirchennah zu sein und Frauen nicht ergebnisoffen zu beraten.

Im Vorfeld des nächsten Petitionsausschusses am 3. Dezember, in dem die Initiative behandelt wird, haben nun die ÖVP-Ministerinnen Susanne Raab (Frauen und Integration) und Christine Aschbacher (Arbeit, Familie und Jugend) Stellungnahmen auf der Parlamentswebsite veröffentlicht, die die Forderung nach einer Statistik klar unterstützen. Es sei von Interesse, "mehr über Motive und Gründe" für Schwangerschaftsabbrüche in Erfahrung zu bringen, "um Frauen in dieser Konfliktsituation besser unterstützen zu können", heißt es in der Stellungnahme von Raab. Die Anonymität der Frauen müsse dabei gewahrt und "die Fristenregelung darf dadurch nicht infrage gestellt werden".

Klares Nein von den Grünen

Meri Disoski, Frauensprecherin der Grünen, sprach sich kurz nach den ersten Medienberichten zu den Stellungnahmen der Ministerinnen deutlich gegen eine Statistik aus.

"Wir lehnen den Vorstoß zweier ÖVP-Ministerinnen bezüglich Statistik/Motivforschung zu Schwangerschaftsabbrüchen entschieden ab. Es wird sie nicht geben. Selbstbestimmungsrechte für Frauen sind für uns nicht verhandelbar", so Disoski via Twitter.

Der Verweis von Raab auf die Fristenregelung und jener von Disoski auf Selbstbestimmungsrechte umreißen den Kern der Debatte. Befürworterinnen eines niederschwelligen Zugangs zur Abtreibung fürchten, dass die Statistik eine Wegmarke auf dem Weg zu Beschränkungen von Abtreibungen und einer Verurteilung der Motive von Frauen, die sich für einen Abbruch entscheiden, ist. Laut Schätzungen gibt es in Österreich etwa 30.000 Schwangerschaftsabbrüche pro Jahr. (Beate Hausbichler, 24.11.2020)