Take-away-Knusper in verschiedenen Ausformungen: Von Joseph, von Léontine, von Café Kandl (von links).

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Es ist nur recht, jetzt die Dienstleister unseres Wohlbefindens aus der Gastronomie zu unterstützen. Und es ist auch ganz wunderbar, den Herd in diesen Wochen ausnahmsweise einmal kalt lassen zu dürfen. Bloß ermöglicht das eine noch lange nicht das andere.

Manche Köche meinen den Sinn von Take-out-Essen nämlich darin zu erkennen, ihren Kunden zahllose Tiegel und Tatzerln zusammenzupacken, auf dass diese sich daheim erst recht die Schürze umbinden und seitenlange Anleitungen befolgen müssen, welches Geschiss nun genau mit den diversen Gläscheninhalten zu treiben sei – und das auch noch über drei Gänge. Dass der Begriff Tischkultur als erstes und wesentlichstes Element das gemeinsame Beisammensein bei Tisch definiert, scheint diesen unreformierten Helden der Tellermalerei komplett zu entwischen.

Heiß und knusprig

Andere wiederum üben sich im Herauskochen massiver Speisekarten, das triggert im Zweifel ebenso verschwenderisches Bestellen der von Munchies geplagten Kundschaft – und führt beim Auspacken am Esstisch dazu, dass drei Viertel der Herrlichkeiten nur noch lauwarm, auf jeden Fall aber letschert sind. Außer natürlich, man braucht es mit der kostbaren Fracht gar nicht bis nach Hause zu schaffen. Verpflegung, die man gleich auf der Straße verzehren kann und die einem gleichzeitig auch noch die klammen Finger wärmt, ist in diesen Tagen mitunter die beste von allen.

Weshalb diese Woche ein paar Restaurants gelobt werden, die jetzt auf Sandwiches über die Gasse umgesattelt haben, und zwar solche der heißen, knusprigen Art. Die Bäckerei Joseph hat im Stammhaus auf der Landstraße die Tische und Stühle im Restaurant zur Seite geräumt und einen Arbeitsplatz für zwei mächtige Kontaktgrills eingerichtet, zwischen deren Heizplatten dreierlei Toasts gebraten werden. Auf einer Herdplatte wartet außerdem eine Pfanne darauf, French Toast (vulgo Pofesen, mit Powidl oder Marillenmarmelade gefüllt) herauszubacken.

Cheese Toastie von Joseph Brot.
Foto: Gerhard Wasserbauer

Star des Angebots ist eindeutig der Cheese Toastie, für den eine Auswahl vier verschiedener Jumi-Käse (Schweizer Emmentaler und Raclette, reifer Vorarlberger Bergkäse, Appenzeller) grob gerieben und dick zwischen zwei Josephbrot-Scheiben gepackt wird. Was soll man sagen: Das köstliche Sauerteigbrot wird durch Toasten nur noch besser, der Käse schmilzt zu hocharomatischer, lange Fäden ziehender Creme, die Kombination aus Knusper und Geilheit, aus richtig gutem Käse und fantastischem Brot ist völlig unwiderstehlich.

Klassischen SKT vulgo Schinken-Käse-Toast gibt’s auch, der wird auf flaumiges Erdäpfel-Kastentoastbrot geschichtet, milder Beinschinken und dieselbe Käsemischung wie zuvor sorgen auch hier für ein souveränes Sandwicherlebnis, SKT der absoluten Oberklasse. Wer’s braucht, bekommt Ketchup in den Espressobecher gedrückt, bei Joseph ist das natürlich nicht irgendeiner, sondern ultralokaler von Blün aus Wien. An Veganer wurde auch gedacht, die bekommen Tofu und Kimchi ins Brot und haben es im Vergleich nicht ganz so gut.

Toast mit Sauce

Léontine, der Nobelfranzose im Botschaftsviertel, hat sich einen luxuriösen Croque Monsieur ausgedacht: mit mildem, nicht geräuchertem Schinken, wie er in unseren Breiten kaum zu bekommen ist, mit reifem Comté und, vor allem, mit echtem schwarzem Trüffel (keine Paste!) in der berückend aromatisch darüber gratinierten Sauce Mornay.

Ein Croque Monsieur aus dem Léontine.
Foto: Gerhard Wasserbauer

Den Croque kann man – wie auch ganz frisch geöffnete, wirklich günstige Austern – nach kurzer Vorbestellung holen, bei den anderen Take-out-Optionen (etwa einer fantastischen Tourte à la Viande mit Bries und Reh unterm Blätterteig) wird nach Möglichkeit um Bestellung am Vortag gebeten.

Spicy Chicken Sandwich aus dem Café Kandl.
Foto: Gerhard Wasserbauer

Die wohl knusprigste Option hält dieser Tage Julian Lechner vom Café Kandl bereit, dabei ist da weder Toast noch Käse im Spiel. Sein Spicy Chicken Sandwich wird in einen wolkigen Erdäpfel-Brioche-Bun von Felzl gepackt, die Sauce tartare ist mit hausgemachten Essiggurkerln abgemischt, das Hendl (ausgelöstes Haxl, was sonst) wird mit allerhand Chili in Buttermilch mariniert, bevor es, Southern Style, in Kartoffelstärke und Mehl gewendet und in heißem Öl doppelt frittiert wird. Ist wirklich verdammt knusprig, und saftig noch dazu. Ach ja, vor dem Servieren wird noch Chiliöl drübergeträufelt, damit einem da draußen auch ja nicht kalt wird. (Severin Corti, RONDO, 27.11.2020)

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