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Die Bullen reiten an der Wall Street. Im November hat der US-Leitindex Dow Jones rund 13 Prozent zugelegt. Nun wurde die Marke von 30.000 Punkten erstmals überschritten.

Foto: Getty Images / Spencer Platt

Es ist ein Mix an guten Nachrichten, der den US-Index Dow Jones erstmals über die Marke von 30.000 Punkten hat springen lassen. Drei Gründe, warum das Mitten in der Pandemie gelingt:

1. Impfung

"Ein Motor der Rallye ist die Hoffnung auf einen Impfstoff und damit verknüpft auf eine konjunkturelle Erholung 2021", sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria. Die möglicherweise rasche Zulassung eines Impfstoffs in den nächsten Tagen hat die Risikolaune der Anleger jedenfalls deutlich erhöht. Seit Tagen wird an den Börsen die Hoffnung gefeiert, dass ein Ende der Pandemie in Sichtweite ist.

Investoren könnten hier jedoch etwas vorschnell unterwegs sein. Die Pandemie in den Griff zu bekommen ist die eine Sache. Die Aufräumarbeiten nach der Covid-19-Krise werden noch lange dauern. Konjunkturpakete müssen zurückgezahlt werden, Sparpakete werden dafür notwendig werden. Wie die Wirklichkeit nach Covid-19 aussieht, kann nicht abgeschätzt werden. Eine Insolvenzwelle droht, offen ist auch, wie es im Immobilienbereich weitergeht. Der Weg ins Homeoffice könnte Mieten für Büroimmobilien nach unten treiben. Offen ist auch, wie sich die Kauflaune der Konsumenten entwickelt.

Großes Spannungsfeld

Laut Rosen-Philipp befindet sich der Markt derzeit in einem Spannungsfeld: "Zwischen der Hoffnung auf ein Ende der Krise und der Angst vor dem, was uns bis dahin noch bevorstehen kann", so die Analystin.

Obwohl noch lange unklar sein wird, wie stark die Pandemie die Wirtschaft noch beeinträchtigen wird, bis eine Impfung wirklich greift, zeigt sich bereits, dass Investoren sich wieder für Industrie- und Finanzwerte interessieren, die gemäß Lehrbuch von einer Erholung der Wirtschaft besonders profitieren.

2. US-Präsident

US-Präsident Donald Trump hat die offizielle Amtsübergabe nun eingeleitet. Er hat die Behörden und seine Mitarbeiter angewiesen, beim Übergangsprozess zur neuen Regierung des Wahlsiegers Joe Biden zu kooperieren. Somit ist die politische Unsicherheit in den USA geringer geworden. "Die Gefahr einer Verfassungskrise in den USA ist damit gebannt", sagte Neil Wilson, Chefanalyst des Onlinebrokers Markets.com.

Trump hatte sich mit seiner Strategie "America first" immer auf die Fahnen geheftet, die Wirtschaft des Landes auf Vordermann zu bringen. An den Börsen kam das immer gut an. Die Marke von 20.000 Punkten hatte der Dow Jones erstmals im Jänner 2017 übertroffen – wenige Tage vor Trumps Amtseinführung. Der nächste Rekord fällt just an dem Tag, an dem Trump die Amtsübergabe eingeleitet hat. Der scheidende US-Präsident kann sich damit einen Dow-Zuwachs von 10.000 Punkten ins Stammbuch schreiben.

"Heilige Zahl"

Die neue Rekordmarke des US-Leitindex hat Trump zu einem äußerst ungewöhnlichen Kurzauftritt vor der Presse veranlasst. Er trat am Dienstag im Weißen Haus mit wenigen Minuten Vorankündigung vor die Kameras und bezeichnete die 30.000 Punkte des Dow Jones als "heilige Zahl".

Die Marke von 30.000 Punkten nannte US-Präsident Donald Trump als "heilige Zahl". Die Börsen haben seine Strategie fast immer goutiert.
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"Niemand hat gedacht, dass er das jemals sehen würde", sagte Trump bei seinem nur rund einminütigen Auftritt an der Seite seines Stellvertreters Mike Pence im Pressesaal des Weißen Hauses. "Ich will allen Leuten in der Regierung danken, die so hart gearbeitet haben."

Alleine im November hat der Dow Jones 13 Prozent zugelegt – das war der bisher beste Monat seit 1987. Der breiter gefasste S&P500 legte im November bis dato elf Prozent zu, die Nasdaq rund zehn Prozent.

3. Janet Yellen

Die ehemalige Fed-Chefin (2014–2018) wird als Finanzministerin gehandelt. Sie wäre die erste Frau in diesem Amt. Als Ex-Fed-Chefin kennt Yellen den Markt sehr genau.

Ex-Fed-Chefin Janet Yellen soll neue US-Finanzministerin werden. Die Märkte nehmen das als positives Signal.
Foto: EPA / Michael Reynolds

Ihr wird nachgesagt, krisenerprobt zu sein und pragmatisch zu agieren. Es wird ihre Aufgabe sein, die USA durch die Wirtschaftskrise zu führen. Yellens Fokus gilt dem Arbeitsmarkt – und dem muss rasch wieder auf die Beine geholfen werden.

Schrecken der Wall-Street

Die Senatorin Elizabeth Warren, die sich für das Amt auch ins Gespräch brachte, gilt hingegen als Schrecken der Wall Street. Als Präsidentschaftsbewerberin forderte Warren etwa eine dreiprozentige Vermögenssteuer für Milliardäre. Mit Yellen hingegen "dürfte die Zusammenarbeit zwischen der US-Notenbank Fed und dem Finanzministerium kooperativ und geräuschlos verlaufen", sagt ein Marktbeobachter. Yellen gilt als wirtschaftsfreundlich. "Ein faszinierendes Comeback für die sehr kompetente Fed-Chefin, die von Trump gefeuert wurde," fasst Wilson zusammen. (Bettina Pfluger, 25.11.2020)