Simulationsforscher Niki Popper in "Guten Morgen Österreich".

Screenshot: tvthek.orf.at

Es ist ein "frischer, trüber" Mittwochmorgen; recht unwirklich mutet der Kampf um die Beschwingtheit der Frühseher an: "Wie geht es Ihnen? Es wird nebelig, teils auch sonnig! Gemeinsam bewältigen wir das, wir schaffen es!" – Sätze, die vom ehrenwerten Bemühen der Moderatorin zeugen, Licht in die Dunkelkammer unserer Seele zu bringen. Für Anflüge vorbildlicher Heiterkeit birgt die Begegnung mit einem Simulationsforscher allerdings gewisse Risiken. Besonders bei Niki Popper. Der sympathische Zahlenmensch wirft sich im Morgengrauen erst recht nicht in die Pose des prahlenden Propheten. Er neigt, wie mittlerweile allen TV-Interessierten bekannt sein könnte, eher dem diskret vermittelten Realismus zu.

Es sind – in Guten Morgen Österreich – Fragen wie "Sehen Sie grünes Licht am Horizont?" bei ihm zwar an der gütigen Stelle. Andererseits kollidiert der Hoffnungsappetit der Moderation mit der Vorsicht des Gelehrten. Sicher ist nur: Popper würde sich impfen lassen. Sofort. Ansonsten sieht er – statt grünen Lichts – "einen Lichtschein am Horizont". Die Zahlen der Neuinfizierten gingen zurück, noch wichtiger: "Wir dürften den Peak bei den Intensivbettennutzungen erreicht haben." Dann allerdings baut er einen hohen Stapel an Kernaufgaben auf: Kontakte reduzieren, Testen und Isolieren von positiven Fällen, die zu Hause bleiben und ihrerseits Kontaktpersonen informieren. Wichtig auch der Aufbau von Ressourcen und Logistik, und die Leute müssten dann auch mitmachen. Ja, es wird noch mühsam, schien Poppers Miene zu sagen. Als die Moderatorin jedoch – trotz der To-do-Liste – für Poppers Optimismus dankte, wurde es an diesem trüben Morgen einmal authentisch unfreiwillig komisch. (Ljubiša Tošić, 25.11.2020)