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Die Geschichte zeigt, dass Frauen bei Finanzen oft das deutlich bessere Händchen haben.

Foto: Getty Images / Lord Henri Voton

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen stagniert. Das geht aus der internationalen Studie "Women in Business 2020: Putting the Blueprint into action" von Grant Thornton hervor. Seit mehr als 15 Jahren untersucht der international tätige Steuerberater und Wirtschaftsprüfer die Geschlechtervielfalt im oberen Management.

Innerhalb dieser 15 Jahre hat sich der Anteil von Frauen in Führungspositionen weltweit zwar nach oben entwickelt – doch zuletzt ist der Anteil jener Unternehmen mit mindestens einer Frau in der Geschäftsleitung weltweit mit 87 Prozent konstant geblieben.

Dabei zeigt die Geschichte, dass Frauen bei Finanzen oft das deutlich bessere Händchen haben: Als zum Beispiel Island unter der globalen Finanzkrise fast zusammenbrach, besserte sich die Lage, als dort die Ladys in der Regierung das Ruder übernahmen.

Langfristgewinner

Simone Bagel-Trah ist Aufsichtsratsvorsitzende und Vorsitzende des Gesellschafterausschusses beim Konsumgüterhersteller Henkel. Als erste Frau übernahm Bagel-Trah 2009 den Vorsitz des Dax-Konzerns. Die Biologin und Ururenkelin des Henkel-Gründers wird damit zu einer der mächtigsten Frauen der deutschen Wirtschaft. Die 51-Jährige kontrolliert und berät den Henkel-Vorstand. Ebenso muss sie die Familie informieren, die rund 140 Mitglieder zählt und die Aktienmehrheit an dem Unternehmen mit mehr als 50.000 Beschäftigten hält.

Simone Bagel-Trah gibt bei Henkel den Ton an.
Foto: imago images/Sven Simon

Die Henkel-Aktie gehört laut Analysten auf lange Sicht zu den Gewinnern, auch wenn sie in den vergangenen Jahren konsolidierte: Sie stieg von knapp 37 Euro im Jahr 2010 auf heute rund 83 Euro für die Vorzugsaktie (alle Zahlen Stand Redaktionsschluss Ende November, Anm.). Für 2019 wurde eine unveränderte Dividende von 1,85 Euro und je Stammaktie eine ebenfalls unveränderte Dividende von 1,83 Euro ausgeschüttet. Das entspricht einer Dividendenrendite von 2,17 Prozent. Diese soll bis 2021 auf 2,30 Prozent steigen. Laut Analysten performt das Unternehmen gut, in der Aktie gebe es noch Raum nach oben. .

Süße Geschäfte

Einer jener Namen, die über den Großen Teich hinweg fast jedes Kind kennt, ist Hershey – einer der weltgrößten Schokoladehersteller. Das 1894 gegründete Unternehmen – mit Sitz in, ja genau: Hershey, Pennsylvania – erwirtschaftete 2019 mit mehr als 16.000 Mitarbeitern rund 7,8 Milliarden US-Dollar (6,5 Milliarden Euro). An seiner Hershey-Spitze steht seit März 2017 als erster weiblicher CEO des Unternehmens Michele G. Buck.

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Michele G. Buck ist die erste Chefin im Traditionskonzern Hershey.
Foto: AP Photo/Richard Drew

Die Hershey-Aktie hat in den vergangenen Jahren zwar alle Marktturbulenzen mitgemacht, konnte aber in den vergangenen drei Jahren einen Kursgewinn von mehr als 30 Prozent vorweisen. Auch Analysten finden Geschmack am Süßwarenspezialisten: Hershey wachse in seinen Produktkategorien schneller als die Hersteller anderer verpackter Lebensmittel, halten die Experten von Citigroup fest. Für das kommende Jahr rechnen die Analysten mit einem starken Wachstum. Vor allem eine Rückkehr zu gewohnten Lebensumständen könnte dem Unternehmen Aufwind geben. Analystin Wendy Nicholson von der Citigroup sieht bei Hershey ein Kursziel von 172 US-Dollar. Aktuell liegt der Kurs bei rund 136 US-Dollar, hat also reichlich Luft nach oben.

Von Wien nach Osteuropa

Ein Unternehmen aus dem Finanzbereich, an dessen Spitze eine Frau steht, ist die Vienna Insurance Group, kurz VIG. Deren Geschicke lenkt seit 2016 Elisabeth Stadler als CEO. Die studierte Versicherungsmathematikerin baute das Unternehmen konsequent weiter aus. Heute ist die VIG die Mutter der Wiener Städtischen und von rund 50 weiteren Versicherern in 30 Ländern mit rund 25.000 Mitarbeitern. Damit ist die VIG – sie ging 1824 aus der Wechselseitigen k. k. privaten Brandschaden-Versicherungs-Anstalt hervor – eine der größten Versicherungen in Europa und eine der führenden Versicherungsgruppen in Osteuropa.

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Elisabeth Stadler ist Chefin der VIG mit konzernweit rund 25.000 Mitarbeitern.
Foto: Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com

Die Aktie des Unternehmens hat in den vergangenen Wochen die Turbulenzen der Märkte zu spüren bekommen. Im ersten Halbjahr hat die VIG ihre Prämieneinnahmen aber trotz Pandemie um 2,4 Prozent auf 5,58 Milliarden Euro gesteigert; gewachsen ist man vor allem im Nichtlebensgeschäft. Die Dividende stieg heuer auf 1,15 Euro pro Aktie. Die Entwicklung findet Gefallen bei Analysten: So hat JPMorgan zuletzt sein Kursziel für die VIG von 24 auf 26 Euro erhöht. Womit das bisher höchste von Analysten abgegebene Kursziel eingestellt wird.

Swiss Power

In der Schweizer Swatch-Gruppe gibt auch eine Frau den Takt mit an. 1983 von Nicolas G. Hayek gegründet, sollte mit Swatch die damals schwächelnde Schweizer Uhrenindustrie mit neuen Impulsen gegen die fernöstliche Konkurrenz gestärkt werden. Heute ist Nayla Hayek, Tochter des 2010 verstorbenen Gründers, Präsidentin des Verwaltungsrates; Sohn Nick Hayek ist der CEO.

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Nayla Hayek, Tochter vom Swatch-Gründer, leitet heute das Unternehmen.
Foto: Reuters / Denis Balibouse

Der Markt für Uhren war in den vergangenen Jahren im Wandel. Das zeigt auch der Aktienkurs – das Papier hat im Dreijahresschnitt mehr als 46 Prozent verloren. Dennoch hat Swatch immer gezeigt, dass man den Finger am Puls der Zeit und den Humor nicht verloren hat. Zur Eröffnung des Berliner Flughafens, der mit neun Jahren Verspätung fertig wurde, hat Swatch eine Spezial-Uhr designt. Das Modell "Delayed" zeigt die durchgestrichenen Jahre, in denen der Airport hätte eröffnet werden sollen.

Dass die Aktie zuletzt um knapp zehn Prozent zulegen konnte, liegt in einer neuen Idee: Inhaber einer Visa-Kreditkarte, die auch eine mit NFC-Technologie ausgerüstete Swatch haben, können an Zahlterminals mit einer Drehung des Handgelenkes bezahlen – besonders in Corona-Zeiten kein zu unterschätzender Vorteil. (Reinhard Krémer, Magazin "Portfolio", 3.12.2020)