Das Naturhistorische Museum Wien wird die fossilen Fische und deren Exkremente nach der coronabedingten Schließung im Saal 8 zeigen.
Foto: NHM Wien / A. Lukeneder

Da, wo heute die Nördlichen Kalkalpen emporragen, lag der Boden vor 220 Millionen Jahren noch unter Wasser. Fossile Exkremente aus dieser Zeit, die in den Reingrabener Schiefern Niederösterreichs gefunden wurden, müssen also von Meerestieren stammen. Von welchen genau, das haben nun österreichische und polnische Forscher herausgefunden. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachjournal "Scientific Reports" vorgestellt – sie öffnen ein Fenster ins Zeitalter der Trias.

Das Team um den Paläontologen Alexander Lukeneder vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien hat fossilen Kot und Speiballen (also hochgewürgte Nahrungsreste) mit verschiedenen Methoden analysiert. Das Material stammte zum Teil aus der Sammlung des NHM, zum Teil waren es neuere Entdeckungen von Citizen Scientists.

Verräterische Hinweise

Der Hauptteil der untersuchten Fossilien sind Kotreste von kleineren Fischen wie den Strahlenflossern Gigantopterus, Saurichthys oder Polzbergia, die in großen Schwärmen den Tethys-Ozean bevölkerten. Diese fraßen offensichtlich andere Fische, wie tausende Fischschuppen in ihrem Kot belegen.

In den fossilen Speiballen hingegen fanden sich hunderte zerbissene Schalen von Ammoniten und Armhäkchen von Tintenfischen. Diese konnten vom Räuber nicht verdaut werden und wurden wieder ausgewürgt. Die Wissenschafter ordneten diese Nahrungsreste Acrodus zu, einem etwa einen Meter langen Verwandten der heutigen Haie und Rochen.

Knorpelfisch mit neuer Spezialisierung

"Es handelt sich dabei um einen marinen, haiähnlichen Knorpelfisch, der alle Ammoniten und Tintenfische jagte", sagt Lukeneder. Das besonders angepasste Gebiss mit flachen Zähnen habe es Acrodus erlaubt, die harte Schale seiner bevorzugten Beute zu knacken. Aber er konnte sie nicht vollständig verdauen – die störenden Schalenreste wurden daher wieder hochgewürgt. Die Forscher vermuten, dass sich das als Durophagie bezeichnete Fressen hartschaliger Tiere erst in der Trias durchsetzte und damit die marinen Ökosysteme revolutionierte. (red, APA, 25. 11. 2020)