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Bertelsmann-Konzernchef Thomas Rabe.

Foto: Reuters, Fabrizio Bensch

Gütersloh – Der deutsche Medienkonzern Bertelsmann bekommt einem Insider zufolge den Zuschlag für die US-Verlagsgruppe Simon & Schuster. Die Gütersloher Gruppe übernehme die Verlagstochter von ViacomCBS für mehr als zwei Milliarden Dollar (etwa 1,7 Mrd. Euro), sagte eine mit dem Deal vertraute Person am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Bertelsmann würde mit dem Zukauf und neuen Autoren wie Stephen King seine Position als größter Buchverlag der Welt stärken.

Ein Konzernsprecher lehnte einen Kommentar dazu ab. Simon & Schuster gehört zu den fünf größten Verlagen in den USA und betreut Schriftsteller wie der für seine Horror-Romane bekannte Stephen King. Bertelsmann habe die Buchverlage Penguin und Random House sehr erfolgreich kombiniert, hatte Konzernchef Thomas Rabe bereits im September gesagt. "Angesichts dieser Position wären wir natürlich an Simon & Schuster interessiert." Im April hat Bertelsmann die restlichen 25 Prozent an Penguin Random House vom britischen Verlag Pearson übernommen. Schon damals hatte Rabe Zukäufe signalisiert: "Wir werden dafür sorgen, dass unser Buchgeschäft auch künftig organisch wie akquisitorisch wachsen kann."

Kartellrecht

Kartellrechtliche Bedenken wegen Simon & Schuster hat Rabe bisher heruntergespielt. Wettbewerbshüter würden meist ernsthafte Zweifel bei einem gemeinsamen Marktanteil von mehr als 40 Prozent äußern, sagte Rabe im September der "Financial Times" (FT). Aber vieles hänge von der Abgrenzung der Märkte ab. "Wir haben uns das angesehen und glauben nicht, dass dies ein Problem ist." Wenn man den Markt ganzheitlich betrachte und hier auch die Stärke des Online-Händlers Amazon, sei das kein Hindernis.

Vorige Woche hat Penguin Random House den ersten Band der Memoiren des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama ("A Promised Land") auf den Markt gebracht. Insgesamt erschien das Buch zeitgleich in 26 Sprachen, allein in den USA mit einer Erstauflage von drei Millionen Exemplaren. Mit der Familie Obama hat Bertelsmann gute Erfahrung gemacht. Das Buch "Becoming" von der früheren First Lady der USA, Michelle Obama, wurde zu einem der größten Bestseller der vergangenen Jahre.

Bertelsmann und seine Fernsehtochter RTL Group spüren derzeit wie alle Medienunternehmen die Folgen der Viruspandemie. Rabe hatte allerdings jüngst betont: "Die Zahlen im dritten Quartal zeigen einen deutlichen Aufwärtstrend und stimmen uns zuversichtlich für das wichtige vierte Quartal." Zwischen Juli und September sei der Bertelsmann-Umsatz organisch um rund 1,6 Prozent gewachsen. Dennoch sanken die Erlöse in den ersten neun Monaten insgesamt um 6,3 Prozent auf zwölf Milliarden Euro. (APA, 25.11.2020)