Die Forderungen nach Statistiken zu Schwangerschaftsabbrüchen klingen plausibel. Zahlen zu einem tabuisierten Thema können nicht schaden, oder? So einfach ist es aber insbesondere bei Abtreibung nicht. Denn seit vielen Jahren kommt diese Forderung vorwiegend von konservativer und kirchennaher Seite sowie von Aktion Leben – und damit von genau jenen, die in den 1970er-Jahren gegen die Fristenregelung protestiert haben.

Der Verein Aktion Leben fordert seit Jahren Statistiken über Abtreibungen.
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Deshalb ist eine Frage zentral: Was fangen diese Befürworter einer Abtreibungsstatistik mit den Zahlen, mit den erhobenen Motiven, an? Es ist alles andere als weit hergeholt, dass eine solche Statistik bei diesem hochemotionalen und umstrittenen Thema dafür genutzt werden könnte, die Abtreibung zu skandalisieren und die Motive der Frauen infrage zu stellen.

Frauenministerin Susanne Raab befürwortete in einem Statement eine Bürgerinitiative für eine Abtreibungsstatistik und meinte zur Erforschung der Motive, mehr Wissen dazu könnte bessere "Unterstützung" und "Begleitung" bringen. Doch die beste Unterstützung für eine ungewollt Schwangere sind Respekt vor ihren Gründen und ein möglichst barrierefreier sowie ein kostenfreier oder zumindest kostengünstiger Zugang zum Schwangerschaftsabbruch. Genau das lehnen aber jene, die Zahlen und Motive einfordern, ab, obwohl es bei all dem in Österreich noch gewaltig hapert. Das Misstrauen, dass es ihnen gar nicht um die Frauen geht, ist also berechtigt. (Beate Hausbichler, 25.11.2020)