
Das Virus wird umhüllt und kann in Zellen nicht mehr eindringen.
Es sind allen voran Ärzte, Krankenpfleger und das Pflegepersonal, die derzeit mit aller Kraft versuchen, die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten. Gerade die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie schnell das Infektionsgeschehen außer Rand und Band geraten und unser Gesundheitssystem an seine Kapazitätsgrenzen bringen kann.
Diese systemrelevanten Berufsgruppen müssen daher vor einer Infektion besonders geschützt werden. "Kein Land, Krankenhaus, keine Klinik kann seine Patienten gesund erhalten, wenn es das Gesundheitspersonal nicht gesund hält", betont der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus. Doch welche Verhaltensregeln und Schutzmaßnahmen können medizinische Fachpersonen im klinischen Alltag anwenden?
Forschung auf Hochtouren
Weltweit wird fieberhaft zu Abhilfen geforscht und werden bereits zugelassene Inhaltsstoffe rekombiniert. Das österreichische biopharmazeutische Unternehmen Marinomed steht gemeinsam mit Christoph Wenisch, dem Leiter der Infektionsabteilung des SMZ Süd, vor der Umsetzung einer klinischen Phase-IV-Studie an Krankenhauspersonal. Ziel ist es, zu zeigen, dass der in Österreich bereits zugelassene Nasenspray Coldamaris pro als Prophylaxe gegen Covid-19 wirkt. "Nachdem wir bereits positive Erfahrungen mit Carrageenan-basierten Therapien gegen ein breites Spektrum viraler Atemwegserkrankungen gemacht haben, testen wir jetzt Carragelose als Prophylaxe gegen Covid-19," sagt Wenisch. "Der Schutz derer, die an vorderster Front gegen die Pandemie kämpfen, wäre ein entscheidender Beitrag zu ihrer Gesundheit und damit für alle Patienten, die mit Covid-19 im Krankenhaus liegen", heißt es weiter.
Carragelose ist ein sulfatiertes Polymer aus der Rotalge mit einem breiten antiviralen Wirkungsspektrum. Es ist bekannt als ein verträgliches, effektives und sicheres Mittel zur Vorbeugung und Behandlung von Atemwegserkrankungen. Mehrere klinische und präklinische Studien haben gezeigt, dass Carragelose eine Schicht auf der Schleimhaut bildet, die eindringende Viren umschließt, inaktiviert und so davon abhält, Zellen zu infizieren. "Carragelose neutralisiert das Virus und kann dadurch Zellen vor einer Infektion schützen", erklärt Eva Prieschl-Grassauer, Chief Science Officer bei Marinomed. Derzeit kommt Carragelose bereits in Nasensprays, Rachensprays und Pastillen zur Anwendung und wird in 40 Ländern vertrieben.
Weitere Option
Im Erfolgsfall werde die Studie zeigen, dass Carragelose im Kampf gegen die Pandemie helfen könne, indem es "die wenigen vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten gegen die verheerende Covid-19-Infektion um eine Option erweitert", erklärt Prieschl-Grassauer. Die randomisierte Doppelblindstudie startet direkt nach der Zustimmung des Ethikkomitees. Voraussichtlicher Start: Mitte Dezember. 334 Probanden wird der Nasenspray über einen Zeitraum von zwölf Wochen verabreicht. Dreimal täglich wird ein Sprühstoß in die Nase und drei Sprühstöße in den Mund-Rachen-Raum appliziert. Zur Kontrolle werden die Probanden wöchentlich auf Sars-CoV-2 und andere virale Atemwegsinfektionen getestet. Studienzentren sind die Wiener Kliniken Favoriten und Floridsdorf. (Julia Palmai, 25.11.2020)