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Apples zukünftiges Ziel: Augmented Reality.

Foto: reuters

Mit dem Framework für Corona-Apps lieferte Apple gemeinsam mit seinem Konkurrenten Google in Rekordzeit ein Tool, um Kontakte nachzuverfolgen. Den gewünschten Erfolg haben die Programme zwar nicht erreicht, aber sie zeigten auch, wie selbstverständlich es für uns geworden ist, nicht mehr ohne unser Smartphone das Haus zu verlassen. Dass Apple und Google damit die Tür geöffnet ist, Nutzer auf Schritt und Tritt zu verfolgen, ist ein mittlerweile gesellschaftlich akzeptierter Umstand.

Kaum ein Gerät ist so alltäglich wie eben das Handy – vergleichbar ist es mit den Kontaktlinsen oder der Brille oder sogar implantierten Medikamenten. Ohne dass es bemerkt worden sei, habe Apple den Menschen dazu gebracht, symbiotisch mit Technologie zu leben, teilweise als Mensch, teilweise als Maschine, befindet der "Guardian" in einem längeren Essay. Wir lagern unsere Kontakte, unsere Bücher, unsere Kalender und unsere To-do-Listen auf Geräte aus, wir merken uns auch keine grundlegenden Fakten über die Welt mehr, weil sie sie eh suchen können.

Smarte Brille

Nun will Apple einen Schritt weitergehen – und frühestens 2022 eine smarte Brille mit Augmented-Reality-Funktionen auf den Markt bringen, die uns die Welt wortwörtlich durch Apples Augen sehen lassen soll. Künftig soll der Mensch mit den Produkten des Unternehmens immer mehr in einen Cyborg verwandelt werden. In der Zwischenzeit erfüllt neben dem Handy die Apple Watch diesen Zweck, die auch anhand medizinischer Funktionen gesundheitliche Vorteile bieten soll.

Beispielsweise können User eine EKG-App verwenden, um das Risiko von Arrhythmie (Vorhofflimmern) zu erkennen, auch will die Uhr Schlafapnoe erkennen. Zudem kann sie die Sauerstoffversorgung im Blut messen, warnt, wenn das Umfeld zu laut ist, und ruft sogar den Notruf, wenn man auf den Boden fällt und nicht mehr aufstehen kann. Dazu kommen die Features eines regulären Fitnesstrackers, wie das Zählen der gegangenen Schritte.

In vielerlei Hinsicht sind auf die Art Funktionen, die man zuvor nur aus Science-Fiction-Filmen kannte, zur Realität geworden. Aber anders als anderen Unternehmen ist Apple dabei vor allem die Nutzererfahrung wichtig. Das hat das iPhone überhaupt erst so populär gemacht.

Das Smartphone als AR-Gerät

Die Zukunft des Unternehmens geht nun immer weiter in Richtung Augmented Reality: Apples Brille wird diese vorantreiben – aktuell setzt Apple aber auf ein Augmented-Reality-Gerät, das Nutzer bereits in der Tasche haben: das iPhone. Aktuell unterstützen rund 10.000 Apps für iOS Augmented Reality. Viele davon sind darauf fokussiert, Objekte zu Hause darzustellen – beispielsweise, um den Innenraum auszustatten. Ein eigenes Gerät, dass spezifisch dafür gebaut wurde, ist das große Ziel – aber in der Zwischenzeit übernimmt das iPhone diese Rolle.

Einen weiteren Schritt in diese Richtung bieten Lidar-Sensoren. Dabei erkennen unsichtbare Laser, wie lange es dauert, bis ein Signal zurück zu seinem Ursprung kehrt. Die Methode kann 3D-Raum rascher und präziser ausloten als herkömmliche Handykameras, die das bisher anhand von Bewegungssensoren und der Kamera getan haben.

Alles, was wir sehen, landet bei Apple

Damit nähert sich Apple immer mehr seinem Ziel. Eine Gefahr, vor der Datenschützer aber warnen, wenn in Zukunft Nutzer mit kamerausgestatteten AR-Brillen unterwegs sind, ist "World-Scraping" – also dass sämtliche Inhalte, die Nutzer zu sehen bekommen, in Zukunft von den Herstellern derartiger Geräte gespeichert und verarbeitet werden. Eine Brille verwandelt User in wandelnde Überwachungskameras.

Dass AR-Brillen die Zukunft sind, sei selbstverständlich, findet der Entwickler Adrian Hon, der vor rund zehn Jahren für Google Spiele für seine Google Glass, die sich zu einem Flop entwickelte, entwickelte. User könnten sich das, genauso wie es nun bei Smartphones der Fall ist, nicht aussuchen. "Milliarden haben keine Wahl, außer sie für grundlegende Aufgaben wie Bildung, Banking und Kommunikation zu nutzen." In nur wenigen Jahren würden AR-Brillen das auch tun – nur schneller und besser.

Die Frage, die sich nun stellt, ist, wie der Datenschutz gewährleistet werden kann – und ob Apple, Google und Co die richtigen Unternehmen sind, um diese Mammutaufgabe auf sich zu nehmen. (red, 26.11.2020)