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Facebook dient als Verkaufsplattform für gestohlene Kunst.

Foto: AP/Richard Drew

Obwohl Facebook bereits im Juni ein Verkaufsverbot für historische Artefakte durchsetzte, floriert der illegale Handel mit gestohlenen Antiquitäten in geheimen Facebook-Gruppen. Das werfen Forscher des Athar Projects – eine Gruppe, die sich unter anderem mit Schmuggel und Terrorismusfinanzierung auseinandersetzt – Facebook vor. Das Problem geht jedoch weit über bloßen Kunstdiebstahl hinaus.

Denn der illegale Handel mit geplünderten Antiquitäten trägt bereits seit Jahren in beachtlichem Ausmaß zur Finanzierung von Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat bei.

Unzählige Angebote trotz Verboten

Wie schwerwiegend das Problem auf Facebook ist, zeigten die Athar-Forscher vor wenigen Tagen anhand eines Beispiels: Am 24. Oktober bot ein Facebook-Nutzer in einer privaten Gruppe mit tausend Mitgliedern gleich mehrere historische Artefakte zum Kauf an. Unter anderem eine griechisch-römische Marmorstatue.

130 solcher Gruppen beobachten die Forscher derzeit, eine davon hat stolze 340.000 Mitglieder und birgt Beweise für Kriegsverbrechen, so Athar. So zum Beispiel dieses Angebot eines freigelegten Mosaiks. Zwar bittet ein Nutzer in den Kommentaren um die Verschonung des Kunstwerks, kassiert dafür jedoch nur Spott.

Facebook ist meist ahnungslos

Wie sich zeigt, scheint Facebook von vielen dieser Verkaufsgruppen gar nichts wissen. Stößt die Plattform doch auf einen Verstoß gegen ihre Richtlinien, werden die Gruppen schlicht gelöscht, so die Forscher. "Das sind wichtige Beweise für Rückführungsbemühungen", warnt jedoch Katie Paul, Co-Direktorin des Athar Projects, gegenüber The Verge. Facebook habe ein Problem geschaffen und verschlimmere die Lage immer weiter, anstatt etwas zur Lösung beizutragen, so Paul.

Fehlende Kooperation

"Wenn Facebook Beweise löscht, verlieren wir nicht nur die Möglichkeit der Nachverfolgung der gestohlenen Werke, es geht auch jegliche Hoffnung verloren, die Verbrecher zu identifizieren und zu stoppen", beklagt außerdem Samuel Hardy, ein Forscher am Norwegischen Institut in Rom.

Das Problem bestehe auf der Plattform zudem schon seit Jahren, weshalb Forscher bereits mehrfach den Unwillen des Tech-Unternehmens kritisierten, Daten mit Wissenschaftlern zu teilen. (mick, 26.11.2020)