Der Christbaum-Landwirt Gernot Brandl wohnt in Himberg bei Wien. Sein Business hat gerade Hochsaison, viel Zeit zu Hause bleibt ihm also nicht. Sein eigener Baum wird ein Überbleibsel sein.

"Meine landwirtschaftlichen Flächen sind in ganz Niederösterreich verstreut. Ich habe in den Bezirken Baden, Melk und teils auch Krems Christbaumflächen. Mein zweites Standbein sind im Sommer die Marillen. Sie wachsen im Weinviertel. Ich bin es also gewohnt, viel im Auto zu sitzen.

Gernot Brandl mit Hündin Nala zu Hause. Der richtige Baum kommt erst in einigen Wochen.
Foto: Pilo Pichler

Mein Zuhause befindet sich aber in Himberg, wo meine Frau Claudia ein Haus geerbt hat. Wir wohnen gemeinsam mit unserer Golden-Retriever-Hündin Nala im Erdgeschoß, mein Schwager und seine Lebensgefährtin im ersten Stock. In den letzten Jahren haben wir das Haus, das in den 1960er-Jahren errichtet wurde, ein wenig umgebaut. Wir haben das Dach, die Fenster und die Terrasse neu gemacht und das Fischgrätparkett freigelegt, das lange unter Laminat versteckt war.

Hier auf dem Land kennt jeder jeden. Mich kennt man sowieso, weil ich sozusagen das Christkind bin. Ich fahre mit einem unserer Christbaum-Lieferwägen auch im Sommer, aber dann transportiere ich damit Marillen. Da rennt der Schmäh, wenn mich die Leute sehen. Unsere Nachbarschaft ist ein Mix aus Neuzugezogenen und älteren Menschen. In Zeiten von Corona redet man eben übers Fenster der Nachbarn rein und bei der Garage oder dem Hauseingang raus, um den nötigen Abstand zu halten.

Der große Esstisch ist Gernot Brandls Lieblingsplatz. Hier liest er Zeitung, wenn nicht gerade Christbaum-Hochsaison ist.
Foto: Pilo Pichler

Meiner Ehefrau gefallen Landhaus- und Vintagemöbel. Außerdem haben wir ein paar Designstücke, etwa die Couchgarnitur, und einige Maßanfertigungen vom Tischler. Die Zeit, die wir zu Hause sind, wollen wir es schön haben. Allerdings brauchen wir keine 35.000-Euro-Designküche. Wir kochen gern, aber da tut es die alte Küche von Ikea voll und ganz. Natürlich sehen wir auch ganz andere Wohnsituationen. Wir stellen viele Christbäume in den Villenvierteln des 18. oder 19. Bezirks in Wien zu. Das ist schon imposant.

Mein Lieblingsplatz ist unser großer Esstisch. Hier lese ich, wenn ich Zeit habe, gern Zeitung. Ich hab dafür einen Zeitungshalter, in den ich die unterschiedlichen Zeitungen einspanne. Hier sitzen wir oft mit meinem Schwager und seiner Lebensgefährtin und unterhalten uns. Da haben wir einen ziemlich bunten Themenmix. Ich rede ja immer wie ein Wahnsinniger schon ab Juni über meine Christbäume. Im Sommer verbringen wir viel Zeit auf unserer 50 Quadratmeter großen Terrasse. Wir hängen Hängematten raus und laden Freunde zum Grillen ein.

Demnächst wird das Obergeschoß des Hauses frei. Ideen, was mit der Wohnfläche passieren könnte, gibt es schon.
Foto: Pilo Pichler

Allerdings wird sich unsere Wohnsituation bald ändern: Mein Schwager und seine Lebensgefährtin ziehen ins Nachbarhaus. Das Obergeschoß wird also frei. Insgesamt werden uns dann 210 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung stehen. Wir haben schon einige Ideen, was wir mit dem Platz machen wollen. Ich würde mir gern ein größeres Büro einrichten. Außerdem wünschen wir uns einen Fitnessraum. Das ist für die nächsten ein, zwei Jahre in Planung.

In den kommenden Wochen werden wir aber keine Zeit haben, uns darüber Gedanken zu machen. Weihnachten dauert für uns von Anfang November bis Ende Jänner. Heuer ist auffällig, dass sich viele Private schon einen Christbaum für zu Hause gekauft haben. Da stehen bei vielen schon die Kerzen und es läuft Weihnachtsmusik. Ich bin seit 20 Jahren im Geschäft, aber das habe ich noch nie erlebt. Viele haben Angst, dass sie sonst heuer keinen Christbaum bekommen.

Weihnachten dauert bei den Brandls von Anfang November bis Ende Jänner. Weihnachtlich dekoriert wird daheim weniger.
Foto: Pilo Pichler

Gerade gestern haben wir einer Familie im 18. Bezirk ihren Christbaum gebracht. Allerdings hat sich der Mann vermessen, und wir standen mit einem Drei-Meter-Baum in einer Wohnung mit 2,70 Meter Raumhöhe. Den Baum mussten wir dann auf der Dachterrasse mit der Motorsäge zurechtschneiden. Ich bin ja immer ganz traurig, wenn man den Wipfel kürzen muss. Aber am Ende waren alle glücklich.

Wir selbst betreiben zu Weihnachten keinen Kitsch. Wir nehmen einen Christbaum, der übrig bleibt. Sonst ist es ja schade drum! Der kommt dann erst am 22. oder 23. Dezember. Ums Schmücken kümmert sich meine Frau. Wir haben 40.000 Kugeln im Sortiment, da hat sie freie Wahl. Das Wichtigste ist uns zu Weihnachten gutes Essen. Meistens sind wir ohnehin total erschöpft und gehen bald ins Bett." (Franziska Zoidl, 30.11.2020)