Blauäugige FPÖ

Betrifft: FPÖ zu Covid-Massentests

Die FPÖ ruft also zum Boykott des Massentests auf. In einer Pressekonferenz erläutert die stellvertretende Klubobfrau Dagmar Belakowitsch die negativen Folgen. Sie sagt wörtlich: "... denn wenn sie positiv (getestet) sind, sind sie genau über die Feiertage in Quarantäne und haben keine Möglichkeit Familienbesuche und Verwandtschaftsbesuche zu machen".

Menschlich und gesellschaftlich gesehen ist dieser Verzicht wirklich schlimm, und das wohl wichtigste Familienfest des Jahres ist zunichtegemacht. So weit die blauäugige Aussage der FPÖ.

Jetzt fange ich selbstständig zu denken an und überlege mir, was dabei passieren kann. Angenommen, ich bin Corona-positiv, weiß es aber nicht aufgrund des fehlenden Tests. Jetzt besuche ich als hoch infizierter Mensch viele meiner Verwandten und Bekannten. Wie geht nun die Geschichte weiter, liebe FPÖ?

Ernst Pokorny, 4050 Traun

Bitte keinen Wahlkampf!

Betrifft: Politik in der Pandemie

Zu Beginn der Pandemie hat Österreich sehr rasch gehandelt und wirtschaftliche Maßnahmen ergriffen, denen viele andere Länder mit einiger Verspätung gefolgt sind. Natürlich kann man kritisieren, dass der zweite Lockdown zu spät ausgerufen wurde, desgleichen kann man kritisieren, dass Verordnungen vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurden. Man darf aber dabei nicht vergessen, dass zumeist gemäß dem Verfassungsdienst gehandelt wurde, und wer kennt nicht den Spruch "zwei Juristen – drei Meinungen". Im Nachhinein weiß man vieles besser.

Ein wesentlicher Punkt aber ist, dass es gelingt, die Disziplin der Menschen anzusprechen. Das ist eine ungemein wichtige, aber auch sehr schwere Herausforderung, noch dazu, wenn es viele Leugner gibt, welche auch lautstark demonstrieren. Diese sollten in eine Intensivstation eingeladen werden, um zu erkennen, wie wichtig es ist, ausreichend Intensivbetten für auch andere Fälle als Corona bereit zu haben. Österreich liegt nahezu bei Deutschland und verfügt über mehr als acht Intensivbetten auf 100.000 Einwohner. Das ist einer der besten Werte in Europa, wenn nicht sogar weltweit!

Da ist auch der Punkt, wo man an die Oppositionsparteien appellieren muss: Bitte keinen Wahlkampf – jetzt geht es um Österreich! Wir müssen alle gemeinsam einen dritten Lockdown verhindern! Parteipolitik hat so lange zu ruhen, bis wir wieder nach den gewaltigen Anstrengungen und hohen Leistungen, welche letztendlich vom Steuerzahler gezahlt werden, in normale Lebens- und Arbeitsbedingungen zurückkehren!

Viktor Wagner, Reiwag-Geschäftsführer, Beiratsmitglied des WdF – Wirtschaftsforum für Führungskräfte

Es geht um die Rübe

Betrifft: Gastkommentar "Ungesund, aber teuer"

Stefan Brocza kritisiert die politischen Bemühungen, um den Rübenanbau in Österreich zu stabilisieren und zwei Zuckerfabriken für die Selbstversorgung Österreichs mit heimischem Zucker zu erhalten. Er ist Europarechtsexperte und wirkte in Brüssel in jener EU, deren nachgiebige Politik bei Handelsthemen wie TTIP oder Mercosur bis hin zur Agrar- und Klimapolitik nicht gerade glänzt(e). Herrn Broczas Behauptung, der "Zuckerpakt" bedeute "70.000 Euro Ernteausfallsubvention pro geretteten Arbeitsplatz", ist pure Polemik und zurückzuweisen. Die 250 Euro pro Hektar Unterstützung würden erstens nur für den Fall, dass die Landwirte nach einem Frost oder Insektenschaden an der Jungpflanze nochmals säen müssten, schlagend. Zweitens bedeutet dies bei einer üblichen Schadensfläche von 3000 bis 5000 Hektar einen Bruchteil von 70.000 Euro/Arbeitsplatz, nämlich von 5000 bis rund 8300 Euro. Die Agrana hat im Zuge von Corona übrigens keinerlei Kurzarbeitsunterstützung beantragt.

Die landwirtschaftliche Expertise des Autors ist ebenfalls zu hinterfragen. Denn Broczas Aussage, die Zuckerrübe lauge die Böden aus, ist unrichtig. Die Zuckerrübe leistet in der Fruchtfolge einen wichtigen Beitrag zu gesunden Böden. Sie wird nur alle vier bis sechs Jahre am selben Standort angebaut. Im Übrigen noch ein geografischer Hinweis für den Autor: In Leobersdorf ist keine Zuckerfabrik. Der zweite Standort neben Tulln liegt in Leopoldsdorf im Marchfeld.

Markus Simak, Agrana Beteiligungs-AG (26.11.2020)