Gerhard Ströck (Hg.), "Die Kunst des Brotes. Tradition, Handwerk, Leidenschaft". 28,– Euro / 144 S. Christian-Brandstätter-Verlag, Wien 2020

Cover: Brandstätter

Nein, das "Manna" fällt nicht vom Himmel. Nicht in der Realität. Nicht im Hier und Jetzt. Im Gegenteil. Das "Manna", dieses bereits in der Bibel gelobte Grundnahrungsmittel "Brot" kommt nicht von selbst, sondern bedeutet viel Mühsal, Geduld und Arbeit.

Seinerzeit gehörten Getreide zu "weißem Gold" verwandelnde Müller und Bäcker bei der einfachen Bevölkerung wie auch bei der Aristokratie – sieht man von Marie-Antoinettes Petitesse "Sollen sie doch Kuchen essen, wenn es kein Brot gibt" – zu den angesehensten Zünften. Um einen Laib Brot zu backen, bedarf es zwar nur weniger Ingredienzien, aber viel Zeit und Geduld.

Eine Ausnahme der Regel, Kosten zulasten der Qualität zu optimieren, exerzieren die unermüdlichen Hände der Bäckerei Ströck. Die Wurzeln des Betriebs, der heute mit 1600 Mitarbeitern und über 70 Filialen ganz Wien mit Brot und Gebäck versorgt und einen Umsatz von 120 Millionen Euro erwirtschaftet, liegen im burgenländischen Kittsee.

1970 übernahm Firmengründer Johann Ströck, nach dem heute gar eine Straße in Stadlau benannt ist, mit Kind und Kegel eine Bäckerei in der Donaustadt. Seit 1977 bauten die Gebrüder Gerhard und Robert gemeinsam mit ihren Frauen Gaby und Irene und ihren Kindern den Familienbetrieb zum Imperium aus.

Das Wesentliche

Die Kunst des Brotes, erschienen anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums, geht aber weit über übliche Usancen derartiger Publikationen hinaus, ist Kultur- und Familiengeschichte sowie Milieustudie, geprägt von Humanismus und Empathie. Geheime Familienrezepte, Schnurren aus dem Nähkästchen, Pardon, der Backstube, historische Zitate, Interviews sowie ein Fotoessay von Maître Lois Lammerhuber runden die Monografie fein ab.

In 50 Jahren hat sich viel verändert – Stichworte Bio, Urkorn, Regionalität. Was gleich blieb, ist die "Leidenschaft fürs Backen und die Wertschätzung" traditionellen Handwerks. Bodenständig wie sie sind, stehen die Besitzer wie ihre Mitarbeiter mitten in der Nacht auf, um tagtäglich die Stadt zu versorgen.

Besinnung auf das Wesentliche ist das Gebot der Stunde. Ehrlichkeit, Authentizität, in Demut vor dem höchsten Gut, "uns’rem täglich’ Brot". Großes "Ährenwort"! (Gregor Auenhammer, 17.12.2020)