Ein Monolith mitten in der Wüste sorgt weiter für Rätsel.

Foto: Utah Department of Public Safety Aero Bureau

Es ist eine Geschichte wie aus einem Hollywoodstreifen: Vor wenigen Tagen wurde mitten in der Wüste im Südosten des US-Bundesstaates Utah ein metallischer Monolith gefunden. Fest verankert im Boden, ist das Objekt zunächst staatlichen Wildschützern aufgefallen, die gerade dabei waren, aus dem Helikopter die Schafspopulation zu erfassen. Den exakten Standort wollte man dabei zunächst geheim halten, dabei hatte man aber offenbar nicht mit den Recherchefähigkeiten der Internet-Community gerechnet.

Spurensuche

Mithilfe von Google Earth ist es einem Reddit-User innerhalb kürzester Zeit gelungen, den exakten Standort des Monolithen zu ermitteln. Als Vergleichspunkte dienten Tim Slane einige wenige von der Behörde veröffentlichte Fotos, die er dann mit Felsformationen, Farben und Steintypen abglich. Auch die Flugbahn des Helikopters in einem kurzen veröffentlichten Video zog er in seine Berechnungen ein. In Summe habe er den Standort innerhalb von rund 45 Minuten aufgespürt. Dass Slane bei der Suche so schnell fündig wurde, dürfte nicht zuletzt auf einschlägiges Training zurückzuführen sein – spielt er doch laut "The Verge" seit Jahren "Geoguessr", ein Spiel, bei dem die Nutzer den Ort von zufälligen Google-Street-View-Aufnahmen aufspüren müssen.

Zeitraum

Jedenfalls können die Reddit-User auch etwas zur Lüftung des Mysteriums rund um den Monolithen beitragen, lassen historische Google-Earth-Bilder doch eine ungefähre zeitliche Einordnung zu, also wann das Objekt an der betreffenden Stelle platziert wurde. Das erste Mal zu sehen ist es auf Aufnahmen aus dem Oktober 2016, während die Bilder davor von Mitte 2015 noch nichts von dem Objekt erkennen lassen. Ein weiteres interessantes Detail: Die direkte Umgebung rund um den Monolithen wurde parallel zu dessen Errichtung von Unebenheiten und kleineren Felsbrocken bereinigt.

Die entsprechende Stelle in Google Earth auf Ausnahmen aus dem Jahr 2015.
Foto: Google Earth
Auf den Bildern aus dem Jahr 2016 taucht der Monolith erstmals auf.
Foto: Google Earth

All das macht die Frage nach der Urheberschaft natürlich nur noch spannender. Bisher gibt es dazu zwar allerlei Theorien, aber keine endgültige Antwort. So wurde schnell vermutet, dass es sich um ein Überbleibsel eines Filmdrehs handeln könnte, wurden doch in der Gegend über die Jahre viele Filme oder Serien – darunter auch "Westworld" – gedreht. Die Filmaufsicht Utahs erteilt dieser Theorie gegenüber der "New York Times" allerdings eine Absage, man wisse nichts von Dreharbeiten an diese Stelle. Was ebenfalls gegen eine solche Verwendung spricht: Mittlerweile hätten wohl die Hobbydetektive auf Reddit und Co längst den passenden Titel aufgespürt.

Kunstaktion?

Eine andere Idee: Es könnte sich um eine Kunstaktion handeln. So betonen manche Experten, dass dies zum Werk von John McCracken passen könnte, der öfters durch ähnliche Skulpturen aufgefallen ist. Diese Theorie vertritt etwa der Galerist David Zwirner, der mehrfach Objekte von McCracken ausgestellt hat. Das Problem dabei: McCracken ist bereits 2011 gestorben, was nicht mit dem über die Satellitenaufnahmen belegten Zeitraum zusammenpasst. Auch die Nachlassverwalter halten eine Aktion von McCraken für ausgeschlossen, bringen aber eine andere Möglichkeit ins Spiel: dass es sich dabei um eine Hommage an das Werk des Künstlers handelt.

Vorerst bleibt die Urheberschaft also weiter ein Mysterium, was die Faszination wohl nur weiter befeuern dürfte. Die zuständige Behörde ist übrigens weniger begeistert: Die Aktion sei nicht nur illegal, dabei werde auch der Fels beschädigt. Vor allem aber befürchtet man negative Auswirkungen, wenn dann plötzlich Touristen in das Naturschutzgebiet pilgern – etwa auch auf die erwähnten Schafe, um die es beim Helikopterflug ja ursprünglich ging. (apo, 27.11.2020)