Für Denise und ihre Familie musste es wie für alle anderen während des ersten Lockdowns trotz schlafloser Nächte tagsüber weitergehen. "Das bedeutete jeden Morgen um 5.30 Uhr aufstehen, kurz durchatmen und allein einen Kaffee trinken, bevor die Kinder um sechs Uhr geweckt werden mussten. Das war für mich die einzige Zeit des Tages, zu der ich kurz für mich war und nicht rotieren musste", begann sie mir ihren neuen Alltag zu schildern. Drei ihrer vier Kinder lebten noch im gemeinsamen Haushalt.

Vor dem Shutdown musste Denise morgens schon um 6.30 Uhr zum Zug, das fiel im Homeoffice weg. Aber dafür musste sie den täglichen Lehrplan mit allen Aufgaben und Übungen für ihre zwei jüngeren Kinder (11 und 13 Jahre alt) zusammenstellen. Zwar waren alle Kinder gut in der Schule, wissbegierig und lernten gerne, aber ihren Stundenplan allein organisieren konnten sie natürlich noch nicht. Um 7.30 Uhr begann ihr Arbeitstag mit ihrem Hauptjob im Backoffice eines Büros. Sie war für Kundenbetreuung, Korrespondenz und Administratives zuständig, musste während ihrer Arbeitszeit also immer erreichbar sein. Bis 12 Uhr mittags klingelte ständig das Telefon, Mails mussten beantwortet und Dokumente abgearbeitet werden. Neben ihr lernten die Kinder und wollten, dass ihnen Mama bei ihren Übungen half.

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Denise, Mutter von vier Kindern, arbeitete im Shutdown nicht nur von zuhause, sondern musste auch den täglichen Lehrplan ihrer zwei jüngeren Kinder zusammenstellen. (Symbolbild)

"Dass mein Bub den ganzen Tag vor dem Computer saß und meine kleine Tochter daneben ihren Kopf frustriert in ihre Bücher steckte, machte mir ein furchtbar schlechtes Gewissen. Aber es ging nicht anders, weil ich meine Kinder während meiner fixen Bürozeiten einfach ruhigstellen musste. Ich fühlte mich zerrissen, weil den beiden ganz offensichtlich fad war und sie vernachlässigt wurden. Aber ich hatte vormittags einfach keine Zeit für sie", erzählt Denise traurig. Denise nutzte die Mittagspause, um sich neben dem Kochen mit den Kindern zu unterhalten und ihnen ihre Zuwendung zukommen zu lassen. Während sie aßen, kontrollierte sie ihre Aufgaben und erledigte die Hausarbeit.

Aufgabenteilung im Haushalt

Ihr Mann stand erst kurz vor dem Mittagessen auf, weil er spätabends und nachts arbeiten musste. "Er wusch zwar das Geschirr und half ein bisschen im Haushalt mit, aber er musste um jeden einzelnen Handgriff gebeten werden", sagte sie vorsichtig.

Die Kinder halfen dagegen fleißig mit, hielten ihre Zimmer selbst sauber und machten sogar die Wäsche. Die 16-jährige Tochter putzte sogar einmal in der Woche das Bad. Denise arbeitet rund 50 Stunden pro Woche, weil sie sich abends, nachdem sie zwischen 18 und 19 Uhr alle mit Abendessen verköstigt hatte, noch einmal an ihre Arbeit als freie Lektorin setzte. Das ging dann von 20 bis 22 Uhr, öfter aber auch bis Mitternacht. Sie schuftete bis weit über ihre Grenze hinaus, vor ein Uhr nachts kam sie kaum zum Schlafen, sie funktionierte nur noch.

"Man schaut einfach nur, dass man den Tag rüberbringt, ich bin dauermüde", erzählte sie. Dass sie sich als Freie ihre Arbeitszeit theoretisch frei einteilen konnte, machte ihren Alltag nicht einfacher. Im Gegenteil, denn sie wurde nicht nach der Zeit, die sie für die Arbeiten benötigte, sondern nur nach ihrer Leistung bezahlt. Und die musste sie trotz Lockdowns und Homeschoolings im gleichen Ausmaß erbringen. Zum Ende des Gesprächs sagte sie stolz: "Trotz der langen Zeit zu Hause hat keines meiner Kinder schlechte Noten bekommen." (Veronika Bohrn Mena, 29.11.2020)