Eine Gedenkstätte vor der Ruprechtskirche.

Foto: APA / Barbara Gindl

Nachdem Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) verkündete, dass der Schutz von Kirchen und religiösen Einrichtungen verstärkt wird, werden weitere Details zur Terrornacht bekannt. Nehammer sagte am Donnerstag, der Attentäter vom 2. November könnte gezielt Opfer in Kirchen gesucht haben, das würden neue Ermittlungsergebnisse zeigen. Konkreter wurde der Innenminister nicht. Bei der Staatsanwaltschaft wurden eigenen Angaben zufolge bisher keine derartigen Ermittlungsergebnisse gemeldet.

Täter wollte in Kirche

Die Ruprechtskirche ist die einzige katholische Kirche im Umfeld des Tatorts, um 20.09 Uhr wurde der Täter nur wenige Meter entfernt von ihr erschossen. Durch Videoauswertungen soll klar geworden sein, dass der Täter versucht hatte, in die Kirche zu gelangen. Ab 19.30 Uhr fand in der Kirche eine Feierlichkeit statt, die auch gestreamt wurde. Diesen Stream dürfte der Täter zumindest kurz verfolgt haben.

17 Personen, vor allem junge Leute, sollen zu dem Zeitpunkt beim Gottesdienst gewesen sein, heißt es von der Erzdiözese Wien zum STANDARD. Dass es sich um eine Jungscharmesse gehandelt habe, wie Medien berichten, stimme allerdings nicht. Und: Die Personen in der Kirche hätten nicht wahrgenommen, dass jemand an der Tür gerüttelt habe oder versucht habe, einzudringen, sagt ein Sprecher der Erzdiözese. Doch sie hätten, nachdem sie erste Schüsse gehört hatten, die Türen verschlossen und das Licht abgedreht. Auch eine Zeitschaltuhr soll den Täter am Zutritt gehindert haben.

Schutz und Zusammenhalt

Dass der Täter versuchte, in die Kirche einzudringen, wird auch von der Bischofskonferenz nicht bestätigt. Deren Sprecher sagt, man sei knapp vor der Pressekonferenz über die neuen Maßnahmen informiert worden und darüber, dass der Grund dafür neue Erkenntnisse seien. Das sei "natürlich auch für uns überraschend gekommen", heißt es. Noch am Donnerstag hätten die Diözesen mit den Landespolizeidirektionen und den Landesämtern für Verfassungsschutz erhoben, wie viele Kirchen und andere nun vermehrt zu schützende Einrichtungen es gibt: 10.000.

Rund um die Ruprechtskirche, so sagt der dortige Kirchenrektor Alois Riedlsperger, sei der Polizeischutz ohnehin recht hoch, auch wegen der nahe gelegenen Synagoge – dort feuerte der Angreifer in der Terrornacht um 20.00 Uhr die ersten Schüsse ab. Wichtig sei nun aber, neben dem Schutz, vor allem der Zusammenhalt: "Wir leben alle gemeinsam in einer Gesellschaft", sagt Riedlsperger, "wir sind alle füreinander verantwortlich. Sicherheit ist nicht nur ein Thema der Polizei." (elas, red)