Bis zu 500 Euro Corona-Prämie können Postler bekommen, vorausgesetzt, sie haben ein Konto bei der Post-eigenen Bank 99.

Foto: APA/Neubauer

Die Corona-Prämie, die Österreichs Postler für ihre Anstrengungen in der Corona-Zeit ausbezahlt bekommen, sorgt nicht für ungeteilte Freude unter den Mitarbeitern. Konkret ist es eine Gutschrift von 125 Euro, die da und dort für Unmut sorgt. Denn: Diese 125 Euro bekommen nur jene, die ein Konto bei der jungen, Post-eigenen Bank 99 haben oder bis Ende 2021 eröffnen. Alle anderen schauen – was diesen Betrag betrifft – durch die Finger. Insgesamt zahlt die Post neun Millionen Euro aus.

Die vom Vorstand beschlossene Prämie fürs schwere Hackeln in der Pandemiezeit setzt sich so zusammen: Alle, die von März bis Ende November durchgehend gearbeitet haben, bekommen 300 Euro, für etwaige Urlaube oder andere Abwesenheiten in der Zeit gibt es Abschläge. Dazu kommt ein Gutschein von bis zu 75 Euro, der bei Schöpping, der Onlineplattform der Post, eingelöst werden kann. Und dann gibt es eben noch die 125 Euro, nur für Bank-99-Kontoinhaber.

Diese Verquickung führt intern zu ordentlicher Aufregung. Sie fühle sich quasi "genötigt" ein Konto zu eröffnen, beklagte sich etwa ein Mitarbeiter bei der Personalvertretung. Der Unternehmenssprecher bestätigt, dass die 125-Euro-Gutschrift intern ziemlich diskutiert werde, auch beim Sozialsprecher der Neos, Gerald Loacker, sind Beschwerden eingetrudelt.

Patriotismus und Solidarität

Unternehmen und Personalvertreter verstehen die Aufregung aber gar nicht, es müsse ja niemand ein Konto eröffnen. Eine Art "Patriotismus" wäre es aber schon, wenn Postler ihr Konto bei der Bank der Post hätten, so ein Unternehmenssprecher. Früher hätten die Mitarbeiter ihre Konten ja auch bei der Postsparkasse gehabt. Auch Personalvertreter Manfred Wiedner von den Christgewerkschaftern verteidigt "das Geschenk des Unternehmens", man könne sich die 125 Euro abholen, müsse aber nicht.

Sein Kollege von den sozialdemokratischen Gewerkschaftern, Helmut Köstinger, meint: "So viel Solidarität kann man den Arbeitnehmern schon abverlangen." Umso mehr, als das Konto für Mitarbeiter gratis und die Konditionen günstig seien. Die 125 Euro seien das "Zuckerl" obendrauf.

Vielleicht braucht es das: Derzeit haben erst rund 5000 Postler (von insgesamt rund 20.000) bei der Bank 99 angedockt. (Renate Graber, 28.11.2020)