Dass zum Black Friday, der größten Preisschlacht des Jahres, mit Rabatten um sich geworfen wird, dürfte kein Geheimnis sein. Ein Online-Shop aus dem Vereinigten Königreich sorgte mit seiner Aktion für besonderes Aufsehen, denn am Freitag konnten Kleider, Mäntel und Bikinis für wenige Cent gekauft werden. Auf sozialen Medien erntete das Unternehmen und dessen Gründer, Milliardär Umar Kamani, massive Kritik und Aufrufe zum Boykott.

Kleider um 8 Cent

Die Artikel des Mode-Einzelhändlers waren bis zu 99 Prozent vergünstigt, High-Heel-Schuhe konnten dadurch um 25 Pence (28 Cent) bestellt werden. Auf Twitter schrieb ein Nutzer, er habe 27 Artikel für jeweils 57 Pence gekauft, ein anderer habe 56 Kleiderstücke um insgesamt 28 Pfund erstehen können (31 Euro). Auch Boohoo, Mutter-Unternehmen von Pretty Little Thing, hatte eine Preisreduktion von 80 Prozent auf das gesamte Sortiment anzubieten. Wie „The Guardian“ berichtet, waren dort unter anderem Röcke für 1,60 Pfund zu haben.

Irreführende PR-Aktion und Geldgeschenke

Die drastisch reduzierten Artikel im UK-Shop waren jedoch sehr schnell ausverkauft. Auf Instagram sind Kommentare zu finden, die dem Webshop irreführende Angebote vorwerfen, da kaum Artikel zur Verfügung stünden und ausverkaufte Produkte weiterhin gelistet wurden. Auf seinem Twitter-Account behauptet der Mode-Verkäufer, sein Sortiment in "Drops" aufzustocken, wie viele Kleidungsstücke wirklich verfügbar waren, ist jedoch unklar.

Unterdessen warf Gründer Umar Kamani, dessen Vermögen auf eine Milliarde geschätzt wird, auf Twitter mit 1.000 bis 10.000 Pfund Geschenken und Gewinnspielen um sich. Dass es sich bei der Aktion um einen erfolgreichen Marketing-Stunt handelt, ist jedoch unverkennbar. Innerhalb weniger Stunden sammelte das Unternehmen tausende Reaktionen im Netz.

Massive Kritikwelle an „Fast Fashion“-Trend

Die Aufmerksamkeit, die Pretty Little Thing durch den extremen Black-Friday-Sale auf sich zog, ist jedoch alles andere als überwiegend positiv. In sozialen Medien kritisierten Nutzer die absurden Preise scharf. Kommentare, die zum Boykott aufriefen und dem Unternehmen unfaire Arbeitsbedingungen für Kleiderhersteller vorwarfen, erhielten tausende "Gefällt mir"-Reaktionen.

Eine Nutzerin nannte den Black Friday einen "Wettlauf einiger Einzelhändler, um zu beweisen, dass ihre Kleidung unethisch ist". Auch fördere man durch den Sale die Wegwerfgesellschaft, die in den vergangenen Jahren in der Modebranche als "Fast Fashion"-Trend erkennbar wurde. Auf Instagram sammelte ein Posting, das das Unternehmen hinter Pretty Little Thing massiv kritisierte, über 90.000 "Gefällt mir"-Angaben, die “Fast Fashion“-Debatte ging auf sozialen Medien viral.

Besonders günstig hergestellte Kleidungsstücke, die in der "Fast Fashion"-Manier nur wenige Male getragen werden, stehen für ihren großen ökologischen-Fußabdruck und ihrer unethischen Produktionsweise in der Kritik. Die Textilindustrie gilt als einer der größten Umweltverschmutzer und laut des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) für zehn Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emission verantwortlich. (red, 28.11.2020)