Norbert Steger 2018 bei der Bestellung zum Vorsitzenden des ORF-Stiftungsrats. Die Funktion hat der ehemalige FPÖ-Politiker und Anwalt noch bis 2022 – so er nicht selbst zurücklegt.

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Den ORF als Aktiengesellschaft neu zu gründen: Die Idee kursierte munter, seit ab Ende 2017 ÖVP und FPÖ das Land regierten, nachzulesen etwa hier. Nun liefert "Profil" auch den originellen Arbeitstitel der Freiheitlichen für den neuen ORF nach damaligen blauen Vorstellungen: "Österreichisches Elektronisches Medien Haus", kurz "OEMH". Der stehe in einer blauen Verhandlungsgrundlage für den "ORF neu" aus türkisblauen Regierungszeiten.

"Empört über blaue Personalwünsche"

Das Magazin hat erst vor wenigen Wochen eine Nachricht von ORF-Stiftungsratsvorsitzendem Norbert Steger (FPÖ) über Besetzungswünsche im ORF veröffentlicht, die Steger im Mai 2019 an den damaligen Parteichef Heinz-Christian Strache, Verkehrsminister Norbert Hofer und andere FPÖ-Funktionäre schickte. Steger hatte eine Nachricht von Innenminister Herbert Kickls Kabinettchef bekommen: "Liebe Euch! Mit ÖVP folgende Übereinkunft bezüglich orf online getroffen", es folgen die Namen für Chefredaktion, Stellvertreterin und Geschäftsführung. Steger leitet die Nachricht weiter, fragte wie damit umzugehen sei, er höre zudem, ein ÖVP-Wunschkandidat sei als Chefredakteur von ORF.at schon mit ORF-General Alexander Wrabetz vereinbart.

Dem Magazin erklärt Steger seine Nachricht nun so: Er sei "empört gewesen über Personalwünsche, die blaue Kabinettsmitarbeiter an mich herangetragen haben". Daher habe er die Nachricht zu Dokumentationszwecken an Strache weitergeleitet.

Stegers Loyalität zur FPÖ sei gesunken, konstatiert das Magazin und zitiert ein Interview mit Steger von Ende Juli 2019, zweieinhalb Monate nach Ibiza und dem Ende der Koalition und kaum mehr als zweieinhalb Monate nach seiner Nachricht an Strache, Hofer und Co. Die "ständigen Blödheiten" einiger FPÖ-Politiker hätten das türkisblaue ORF-Gesetz verhindert, und das zum Schaden des ORF. Von den Blödheiten der FPÖ sprach Steger 2019 im Interview mit dem STANDARD. (fid, 29.11.2020)