Es clustert unter blinkenden Sternchen: Zu Weihnachten wird es eng.

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Es dunkelt, weihnachtet und nikolaust. Es riecht nach Zimt und Marzipan. Die Geschenke werden ausgesucht, bestellt, ausgeliefert. Die Kerzen werden aufgefahren. Und die Adventkränze tragen Schleife und Schmuck. Die Weihnachtsmärkte sind zu. Die Teststrassen sind offen. Dennoch: Es clustert unter blinkenden Sternchen. Die Ärzte reden sich den Mund fusslig, wie ein Chor verzweifelnder Kassandras verkünden sie, dass es eng werden wird, eng geworden ist. Sehr eng. Trotz allen Warnungen.

Die Weihnachtsbeleuchtung ersetzt uns mehrere Sonnen, die Fenster glühen mit dem Versprechen kommender Feste. Die Ärzte warnen immer noch. Sie kommen nicht an gegen Jingle Bells und Festivitätsvorbereitungen. Die altbewährte Nikolodiskussion hat es gut, sie darf wie das große Fest alle Jahre wiederkommen. Wenn auch heuer unter gänzlich neuen Vorzeichen. Und was hat er diesmal im Gepäck? Könnte mehr sein als erwartet. Geht’s aber den Krematorien wegen Überlastung schlecht, dann geht’s uns allen schlecht. Das unterscheidet sie nicht von der Wirtschaft. Ja, wir brauchen Trost und Geborgenheit. Wir brauchen Kontinuität, wir brauchen den Schein des Normalen in einer abnormalen Situation. Das ist menschlich und verständlich. Dennoch gilt: dieses Jahr sind nicht Ferien, Weihnachten und Nikolo wirklich wichtig.

Wirklich wichtig ist, dass man nächstes Jahr noch alle Äste an der Familientanne hat. (Julya Rabinowich, 29.11.2020)