Auf den ersten Blick sind die beiden Vans einander verdammt ähnlich – und doch sind sie komplett unterschiedlich. Nicht einmal die Anzahl der Plätze in den Autos ist gleich. Der Ford Tourneo Custom hat neben dem Fahrer Platz für sieben Personen, die auf eleganten Einzelsitzen Platz nehmen – quasi Businesslounge auf Rädern.

Nicht zu glauben, dass zwei einander so ähnliche Vans so unterschiedlich sein können.
Foto: Guido Gluschitsch
Sie werden einander sogar noch ähnlicher, der VW-Bus und der Ford Transit, die beide gar nicht so heißen.
Foto: Gluschitsch

Der VW California Beach hat in der Konfiguration, wie wir ihn als Testfahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen haben, insgesamt sechs Sitz- und vier Schlafplätze. Und ja, gewissermaßen liegen die Leut dann übereinander. Das Dach des California kann man nämlich einfach heben. Darunter ist eine Matratze für zwei Verliebte oder wenig heikle. Noch einmal zwei Personen finden eine erstaunlich komfortable Schlafgelegenheit im Innenraum, die im Heck verstaut ist. Ebenfalls sicher untergebracht sind ein Tisch in der seitlichen Schiebetür und zwei Sessel in der Heckklappe.

Im Heck des T6 finden wir die Reste vom Bettgestell, in der Heckklappe sind außerdem vier Campingsessel, in der Schiebetür ein Klapptisch.
Foto: Guido Gluschitsch

Wer da nicht sofort aufbricht, um irgendwo ein paar Tage zu verbringen, wo es reicht, wenn man keine Dusche hat, ist vermutlich im Lockdown gefangen.

Im Heck des Tourneo finden wir neben viel Platz auch ein Ladekabel
Foto: Guido Gluschitsch

Doch das Haupteinsatzgebiet ist nur einer der gravierendsten Unterschiede zwischen dem Tourneo und dem California. Der eine ist nämlich vor allem für die Kurzstrecke gemacht, obwohl er auch lange Distanzen gut schafft, der andere ist für lange Distanzen gemacht, obwohl er auch Kurzstrecken ganz gut schafft.

Im VW California gibt es in der letzten Reihe eine Bank, die, umgelegt, Teil eines Bettes wird.
Foto: Guido Gluschitsch
Im Ford Tourneo sind hinten sechs Einzelsitze verbaut, die auch zum Tisch werden können.
Foto: Guido Gluschitsch

Das kommt so: Den California treibt ein 150 PS starker Diesel an. Mit ihm haben wir in der Stadt Verbräuche von zehn und mehr Litern notiert. Da fordert das Gewicht der Campingausrüstung bei jedem Ampelstart wohl sein Schluckerl. Auf der Langstrecke fällt der Verbrauch dann aber auf sieben Liter und darunter.

Das Cockpit des T6 ...
Foto: Guido Gluschitsch
... und das des Tourneo.
Foto: Guido Gluschitsch

Serieller Hybrid

Den Tourneo treibt ein serieller Hybrid an. Das heißt, der Ford ist im Grunde ein E-Auto, bei dem der Verbrenner, ein ein Liter großer Dreizylinder, keinen direkten Durchtrieb zu den Antriebsrädern hat, sondern allein als Range-Extender oder Stromerzeuger fungiert. Angetrieben wird immer über einen 126 PS und 355 Newtonmeter starken E-Motor über die Vorderräder.

Grafik: Der Standard
Grafik: Der Standard

Der Energiegehalt der vollgeladenen Batterien reicht für 50 Kilometer Reichweite – wenn man es nicht allzu eilig hat. Und das sollte man mit dem Auto sowieso nicht, weil bei 120 km/h ist die Spitzengeschwindigkeit auch schon erreicht.

Der T6 hat auch eine Dachgeschoßwohnung.
Foto: Guido Gluschitsch
Dafür hat der Tourneo einen Stromanschluss.
Foto: Guido Gluschitsch

Durch den Range-Extender sind jetzt zwar auch weite Distanzen kein Problem, ausgelegt ist der Tourneo aber sicher für die Kurzstrecke. Vorstände oder wichtige Kunden zwischen Konzernzentrale und Nobelwirt spazieren führen fällt uns da ein – oder die Kinder aus der Nachbarschaft zwischen Schule, Fußballtraining und Tuba-Unterricht herumführen.

So schaut das obere Nachtlager von innen aus. Es ist durchaus gemütlich und erstaunlich windsicher.
Foto: Guido Gluschitsch

Ford denkt offiziell daran, aus dem Speckgürtel in die Stadt mit Null-Emissions-Gebieten und wieder zurückzufahren. Darum kann man wählen, ob man nur mit der Energie aus den Akkus fahren will, bis dahin, die leeren Akkus beim Fahren über den Dreizylinder wieder zu laden. Entsprechend unterschiedlich ist der Spritverbrauch zwischen null und zwanzig Litern.

Im Tourneo ist es dafür beim Sitzen gemütlicher.
Foto: Guido Gluschitsch

Also haben beide Vans doch wieder etwas gemeinsam. Sie sind für einen ganz bestimmten Anwendungsfall geradezu perfekt, obwohl sie auch noch viele andere abdecken. Noch was ist ihnen gemein. Sie sind teuer. Der Plug-in-Hybrid-Tourneo kostet rund 65.000 Euro, der California noch einmal 20.000 Euro mehr. Und bald haben sie noch mehr gemein – dann, wenn Ford die Produktion dieser Fahrzeugklasse für VW mit übernimmt. (Guido Gluschitsch, 14.12.2020)